Hanna Werth: Preisträgerin sorgt sich um die Theaterzukunft

Hanna Werth hat gemischte Gefühle: An dem Tag, als sie erfuhr, dass sie die beste Nachwuchsdarstellerin in NRW ist, wurde das Wuppertaler Schauspielhaus geschlossen.

Wuppertal. Gleich die erste Wuppertaler Rolle hat ihr einen Preis beschert: Wie die WZ berichtete, wurde Hanna Werth beim NRW-Theatertreffen in Bielefeld zur besten Nachwuchsdarstellerin gekürt. Ausgezeichnet wurde sie für ihr Spiel in Carlo Goldonis „Trilogie der Sommerfrische“, die Wuppertals Schauspiel-Chef Christian von Treskow genauso opulent wie temporeich inszeniert hat.

Frau Werth, herzlichen Glückwunsch! Was schoss Ihnen zuerst durch den Kopf, als Sie erfahren haben, dass Sie die beste Nachwuchsschauspielerin Nordrhein-Westfalens sind?

Hanna Werth: Ich bin ja eigentlich nicht der wortkarge Typ, aber als ich davon erfuhr, war ich dann doch erstmal sprachlos. Der Preis ist natürlich eine große Ehre. Ich habe ihn aber mit sehr gemischten Gefühlen entgegengenommen. Als der Anruf der Jury kam, war ich schon auf dem Weg ins Schauspielhaus, wo an diesem Abend die letzte Vorstellung gespielt wurde. Es ist doch absurd. Man erhält einen Preis für seine Arbeit, der gleichzeitig von anderer Seite die Basis entzogen wird.

Sie sind zu Beginn der Spielzeit nach Wuppertal gezogen. Wie empfinden Sie die Stadt, die Theatersituation und das Publikum?

Werth: Nach wie vor fühle ich mich in der Stadt sehr wohl. Ich lebe hier gerne, doch die Entwicklung im kulturellen Bereich empfinde ich als sehr bedenklich. Hoffentlich kämpft das Wuppertaler Publikum — das ich als weitaus offener und experimentierfreudiger erlebe, als es ihm nachgesagt wird — auch in Zukunft für die Kunst in dieser Stadt.

Hanna Werth über ihr nächstes großes Projekt: Sie übernimmt die Titelrolle in „Maria Stuart“.

Welche Rollen warten in der neuen Saison auf Sie?

Werth: Die kommende Spielzeit beginnen wir mit „Maria Stuart“. Regie führt Christian von Treskow, ich werde die Titelrolle spielen. Das ist natürlich eine riesengroße Sache, eine echte Herausforderung. Als Studentin habe ich die Maria einmal im Sprechunterricht bearbeitet und immer gehofft, sie eines Tages spielen zu dürfen. Nun ist es schon soweit. Das ist ein Geschenk. Und natürlich werden wir auch im Herbst wieder andere, kleine Projekte im Opernhaus, aber auch außerhalb des Opernhauses starten.

Welche?

Werth: Beispielsweise kehrt der „Countdown“ zurück — unter dem Namen „Countdown goes downtown“, da wir unsere Late-Night-Liveshow an verschiedenen Orten in der Stadt improvisieren werden. Und ich freue mich ganz besonders auf den „Mädchenabend“ mit Annika Boos, den wir gerade gemeinsam entwickeln. Da heißt es dann quasi: Oper meets Schauspiel. Es wird also eine reiche, besondere, pralle letzte Spielzeit für mich an den Wuppertaler Bühnen, auf die ich mich sehr freue — aber zuerst kommt jetzt die verdiente Spielzeitpause, auf die ich mich gerade mindestens genauso freue.

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