Göttliche Verwechslungen, viel Komik und ein ernster Kern

Theaterpremiere: Gerd Leo Kuck bringt „Amphitryon“ im Teo Otto Theater in Remscheid heraus. Für den komödiantischen Teil sind Hans Richter in der Rolle des Amphitryon-Dieners Sosias und Olga Nasfeter als dessen Gattin Charis zuständig.

Wuppertal. Mag der Mensch auch zuweilen noch so schwer an seinem Ich zu tragen haben - was wäre entsetzlicher, als bei vollem Bewusstsein jedweder Selbstgewissheit verlustig zu gehen? Nicht mehr "Ich" sagen zu können, ohne in einen Strudel von Zweifeln zu geraten - weil da ein anderer ist, der nicht nur behauptet, dieses Ich zu sein, sondern tatsächlich über dessen innerstes Wissen verfügt? Man müsste darüber irre werden, klärte sich am Ende nicht alles auf als Spiel der Götter.

Das Kernthema von Heinrich von Kleists "Amphitryon" hat also existenzielles Gewicht und gibt gleichwohl in der Anlehnung an das Molièrsche Vorbild eine hübsche Verwechslungskomödie her. Gerd Leo Kuck gelingt in seiner Inszenierung für die Wuppertaler Bühnen das Kunststück, beides zu bedienen. Im Remscheider Teo Otto Theater feierte sie ihre sehr herzlich aufgenommene Premiere.

Doch dann ist da der siegreich aus dem Feldzug gegen die Athener heimkehrende Amphitryon: Ihn trifft der Schock, dass ein anderer in seiner Gestalt den Platz an der Seite und im Bett der geliebten Gattin Alkmene eingenommen hat. Frederik Leberle bringt die aggressive körperliche Präsenz des Militärs (in Tarnkleidung) auf und vermittelt glaubhaft die Fallhöhe, wenn eines solchen Mannes Welt in Stücke fällt.

Merkur: Für reichlich komische Momente sorgt die Tatsache, dass Sosias’ göttlicher Doppelgänger Merkur ausgerechnet als jugendlicher, vor Überheblichkeit strotzender Halbstarker auftritt (überzeugend gegeben von Henning Strübbe).

Alkemene: Etwas undankbar angelegt ist die Rolle der Alkmene (Maresa Lühle). Sie bleibt vor lauter Tugendhaftigkeit zu blass, darf nur kurz im eleganten Gewand Sinnlichkeit versprühen und wird dann von Ausstatter Philipp Kiefer in einen uncharmanten Business-Anzug gesteckt. An ihr beißt sich selbst Gott Jupiter die Zähne aus. Zwar schmilzt sie dahin angesichts seiner erotischen Verführungskunst, doch liebt sie in ihm stets nur den Gatten.

Wuppertal-Premiere: Im Schauspielhaus hat die Inszenierung am Samstag, 26. April, um 19.30 Uhr in Kombination mit dem Stück "Nachtblind" von Darja Stocker (Inszenierung: Dora Schneider) Premiere. Karten können unter der Rufnummer 5694444 bestellt werden.

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