Generalmusikdirektor Wuppertal GMD: Schaulaufen der Bewerber in der Oper

Der neue Generalmusikdirektor soll nicht nur Berufs- und Lebenserfahrung, sondern auch Ausstrahlung mitbringen.

Generalmusikdirektor Wuppertal: GMD: Schaulaufen der Bewerber in der Oper
Foto: Archiv

Wuppertal. Probe-Dirigate sind eine schnelle Nummer: Der Bewerber für die Stelle des Generalmusikdirektors (GMD) begrüßt um 18.30 Uhr das Orchester im Opernhaus, dirigiert ab 19.30 Uhr die Vorstellung und reist nach dem Applaus zügig ab.

Die Suche nach einem neuen GMD wird sich dennoch über ein ganzes Jahr erstrecken — im Gegensatz zur Auswahl des Opernintendanten. Aus den 141 GMD-Bewerbungen, die bis Ende Januar eingegangen waren, haben die Findungskommission (identisch mit dem Aufsichtsrat der Bühnen unter Vorsitz von Ursula Schulz) und der Expertenrat rund 15 Kandidaten in die engere Wahl genommen.

Die Bewerber Zsolt Hamar und Mikhail Agrest haben sich bereits in der Oper „Hänsel und Gretel“ präsentiert. Nun kommt der zweite Schwung Kandidaten in den sechs Vorstellungen der „Salome“ von Richard Strauss zum Zuge. Im Herbst stellen sich weitere fünf Aspiranten bei Puccinis „Madame Butterfly“ vor — dann ist auch eine Frau dabei.

Die Premiere am 17. April dirigiert der Finne Ari Rasilainen (Jahrgang 1959), der die Strauss-Oper mit dem Orchester einstudiert hat. Er kann Berufs-Stationen in Tampere, Oslo, Aalborg und Ludwigshafen vorweisen. Zwei Tage später steht Johannes Pell am Pult. Er ist erster Kapellmeister in Bonn und hat sich trotz seiner Jugend (Jahrgang 1982) bereits einen außergewöhnlich guten Ruf erworben.

Am 26. April folgt Lutz Rademacher, derzeit GMD am Landestheater Detmold, zuvor in Basel, Bayreuth und Freiburg tätig. Am 8. Mai ist der Amerikaner Ivan Törzs (60) an der Reihe. Er war in Schwerin, Gent und Antwerpen engagiert und ist derzeit fester Dirigent des Honolulu Symphony Orchestras. Aleksandar Markovic (Jahrgang 1975) dirigiert die „Salome“ am 17. Mai. Der Serbe wohnt in Wien, war Chefdirigent in Innsbruck und leitet das Philharmonic Orchestra im tschechischen Brno (Brünn). Bei der letzten Vorstellung am 30. Mai steht Kwame Ryan (Jahrgang 1970) im Orchestergraben. Der Kanadier mit trinidadischer Abstammung war bisher in Freiburg und an der Oper Bordeaux fest engagiert.

Nach dem Profil, das die Findungskommission für den künftigen GMD entwickelt hat, ist der ideale Kandidat etwa zwischen 35 und 55 und steht mitten in seiner Karriere. „Wir glauben, dass die Situation in Wuppertal jemanden erfordert, der Erfahrungshintergrund hat — nicht nur mit den Institutionen, sondern auch im Leben“, sagt Lutz-Werner Hesse.

Der Leiter der Musikhochschule bildet den Expertenrat mit Klaus-Peter Kehr (früher Opernchef in Wuppertal, jetzt Intendant in Mannheim), Werner Wittersheim (früher Stadthallen-GmbH, jetzt Teamleiter klassische Musik beim WDR) und Till Söling vom Trägerverein Immanuelskirche.

Zu den formalen Qualifikationen kommen die menschlichen Anforderungen. Jeder Bewerber trifft sich mit dem Orchester ab Juni zu einer Probe in der Burgunderstraße. „Künstlerisch hochwertige Momente können sich nur ereignen, wenn die Harmonie stimmt“, so Hesse. Deshalb hat die Stimme des Orchesters einiges Gewicht.

Nicht zuletzt soll der neue GMD eine mitreißende Außenwirkung haben. Lutz-Werner Hesse: „In puncto Publikumsbeliebtheit bei den Konzerten tritt der Nachfolger von Toshiyuki Kamioka in große Schuhe.“

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