Kultur Geistliche Kammermusik bei den Barmer Bach Tagen

Dorothea Brandt und Matthias Lotzmann gastierten in der Lutherkirche.

 Dorothea Brandt und Matthias Lotzmann spielten in der Lutherkirche.

Dorothea Brandt und Matthias Lotzmann spielten in der Lutherkirche.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Kurz vor Konzertbeginn stimmte Matthias Lotzmann noch einmal akribisch das Cembalo, das im Altarraum der Barmer Lutherkirche stand. Bis zuletzt hatte er Befürchtungen, dass die Barmer Bach Tage nicht stattfinden könnten. Der renommierte Wuppertaler Kirchenmusiker hatte diese Konzertreihe, die ursprünglich schon für Mai geplant war, initiiert und mit erheblichem finanziellen und personellen Aufwand privat organisiert.

Nach dem Eröffnungskonzert und zwei weiteren Konzerten standen nun geistliche Lieder und Arien aus dem „Musicalischen Gesangbuch“ von Georg Christian Schemelli auf dem Programm. Zu den 1736 in Leipzig erschienenen 954 Liedern des früheren Thomaners, der später als Schlosskantor in Zeitz tätig war, trug Johann Sebastian Bach die Musik bei. Oder er hat sie zumindest, laut Vorwort, „nach Befinden verbessert“. Die Texte, die in der Tradition des Pietismus stehen, waren wahrscheinlich für die musikalische Begleitung von Andachten im häuslichen Wohnzimmer bestimmt.

Mit der Sopranistin Dorothea Brandt, die vielen noch als hervorragende Solistin auf der Wuppertaler Opernbühne bekannt ist, hatte Lotzmann eine Sängerin an seiner Seite, die mit dieser kleinen, kammermusikalischen Form ganz wunderbar den großen Kirchenraum der Lutherkirche füllen konnte. 17 Lieder von Johann Sebastian Bach (1685-1750) und Heinrich Schütz (1585-1672) trug Dorothea Brandt vor und gab die jeweilige Stimmung der Musik perfekt wieder: mal andächtig, mal froh und zuversichtlich, dann wieder innig und gefühlvoll. Lotzmann und Brandt hatten die Lieder in drei Strukturen, wie beispielsweise „Geduld und Gelassenheit“ unterteilt, die auch in die heutige Zeit passen.

Schlicht, aber
doch hohe Kunst

Manche Lieder wirkten schlicht, erwiesen sich aber als hohe Kunst, wenn Dorothea Brandt sie mit klangreinem Sopran vortrug, mit klarer Höhe das Publikum anrührte oder auch in eine samtene Mezzolage überging. Immer begleitet von Matthias Lotzmann, der zwischen Cembalo und der kleinen Orgel im Altarraum wechselte. Er ergänzte die Liederfolge virtuos auf dem Cembalo um eine Partita und Variationen von Georg Böhm (1661-1733). Eine Aria des Bachschülers Johann Ludwig Krebs (1713-1780) wies schon auf den zukünftigen Musikstil der Vorklassik hin und mit einem jubelnden „Halleluja“ von Schütz und getragener Kirchenmusik aus einer Bach-Kantate endete ein eindrucksvolles geistliches Kammerkonzert. Das Publikum in der Lutherkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Gemarke-Wupperfeld spendete begeistert Applaus. Mit normalerweise fast 1000 Plätzen haben Corona bedingt zurzeit nur 60 Besucher Platz. So betrachtet war die Kirche sehr gut gefüllt.

Matthias Lotzmann hat die nächsten Barmer Bach Tage bereits geplant: Er hofft, dass sie vom 18. bis 28. März 2021 stattfinden können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort