Musiker „Cold Day in Hell“ veränderte sein musikalisches Leben

Gary Moore wurde Vorbild und brachte Henrik Freischlader auf den Weg zum Blues.

 Henrik Freischlader mit seinen ersten Platten.

Henrik Freischlader mit seinen ersten Platten.

Foto: Caroline Sandmayer

Die erste Platte erwarb Henrik Freischlader auf dem Flohmarkt, sie hieß ‚BB King – Live at the Regal‘, „der tollen Farben und natürlich des Musikers wegen“, erinnert er. Die musikalische Infizierung aber folgte mit 15/16 Jahren. „After hours“ des Hardrock- und Bluesgitarristen Gary Moore, der so „rockig, extrem kraft- und gefühlvoll spielte“, wurde zur lebensverändernden Lieblingsplatte. Das Lied „Cold Day in Hell“ darauf sei „die Initialzündung“ gewesen. „Als ich diesen Sound gehört habe, wollte ich nur noch Gitarre spielen, damit ging es dann für mich richtig los“, erinnert der bekannte Bluesmusiker aus Wuppertal. Nennt noch die Plattensammlung der Eltern, die er schon früh rauf und runter gehört habe – Jazz, Rock, Oldies, Klassik, Funk und Soul und natürlich auch Blues“.

Blues ist sein Schicksal: „Der Blues hat eine ganz besondere, positive Kraft. Es gibt alte Aufnahmen, die so intensiv sind, dass sie einen zu Tränen begeistern. Das habe ich persönlich noch in keiner anderen Musik erlebt“, erklärt der 37-Jährige. Auf „After Hours“ folgten nach und nach alle Platten von Gary Moore. Auch BB King, Albert King und Albert Collins, die als Gastmusiker auf den Alben mitwirkten, begeisterten. Später lernte der Musiker Freischlader Gary Moore und BB King kennen, eröffnete ihre Konzerte. Auch „Peter Green und Johnny Winter, und ganz viele andere Künstler, zu denen ich aufschaue“.

Anlaufstelle für Plattenkäufer war Ende der 90er Jahre der Laden von „PopArt“, der damals noch an der B7, „direkt bei mir um die Ecke“ war, da „konnte ich sogar meine Jugend-CDs gegen Blues tauschen“. Dennoch sei seine Plattensammlung recht überschaubar, eher klein, dafür besonders fein: Vielleicht 80 Prozent Blues und 20 Prozent Soul, Funk und Black Music. Aufbewahrt in einem schönen geschreinerten Holzregal an der Wand, direkt über dem Plattenspieler – was praktisch sei und hübsch aussehe. Freischlader schätzt Vinylscheiben, sie seien schöner als CDs, optisch, haptisch und klanglich – „es ist ein kleines Ritual, eine Platte aufzulegen, man trifft die Entscheidung, Musik zu hören, es bekommt einen größeren Wert, man bleibt dabei“. CD seien für unterwegs – für lange Autofahrten stelle er sich immer eine gute Auswahl zusammen und höre dann ziemlich laut ziemlich gute Musik.

Es blieb nicht beim Hören. Freischlader beherzigte BB Kings Message „du hast drei Akkorde, aber eine Millionen Möglichkeiten, ‚es’ zu sagen!“ und wurde Musiker. Ohne Ausbildung und Notenlesen, ganz bewusst übers Hören, Bewundern und Nachspielen – „dies allerdings jeden Tag von morgens oder mittags nach der Schule bis abends. Ich war so begeistert, dass ich außer meinen musikalischen Vorbildern niemanden wollte, der mir etwas zeigt – ich wollte lieber selber entdecken!“ Der Versuch des Unterrichts war da schon gescheitert: Nach der fünften Stunde habe der Klavierlehrer kapituliert. Absolutes musikalisches Vorbild blieb Gary Moore. Darüber hinaus ist die Liste endlos lang: BB King, Albert King, Freddie King, Peter Green, Stevie Ray Vaughan, Keb Mo, Robben Ford, D’Angelo, Oscar Peterson, Ella Fitzgerald, Aretha Franklin, Billie Holiday und so weiter – „alles, was gut, handgemacht und emotional echt ist“.

Es geht um handgemachte
und ehrliche Musik

Autodidaktisch und mit Verzögerung verlief auch der Weg zum Gesang. „Ich dachte, meine Stimme sei zu tief“, erzählt Freischlader. Mit 16 Jahren besuchte er oft den Ottenbrucher Bahnhof, der mit seinen Konzerten damals Kult gewesen sei, und sang dort erstmals vor Publikum. „Diesen Start empfinde ich eigentlich bis heute als meinen größten Erfolg, damit war ich absolut zufrieden“, sagt er und dankt den „unzähligen netten Clubbesitzern, die uns die Chance gegeben haben, unsere Musik live zu spielen“ und zu guten Freunden wurden.

Die aktuelle Musik interessiert ihn, wenn sie etwas zu sagen hat: „Ich mag die Tedeschi Trucks Band, Doyle Bramhall 2, D’Angelo, Jon Cleary aber zum Beispiel auch das Roman Babik Trio – , das hat die ganz große Qualität von damals und findet im Allee-Stübchen, hier um die Ecke statt.“

Die Coronakrise habe ihn nach Hause geholt, erzählt der gebürtige Kölner, der in Wuppertal aufwuchs und „nach vielen Zwischenstationen“ wieder im Tal angekommen ist und sich hier „ausgesprochen wohl fühlt“. „Ich genieße es irgendwie, nicht von Hotel zu Hotel zu hetzen und nicht jede Stunde effektiv planen zu müssen, auch wenn die finanziellen Einbußen groß sind.“

Zum Genuss der freien Zeit gesellte sich Arbeit am neuen Album, das glücklicherweise schon aufgenommen war. Nun werden letzte Texte geschrieben und eingesungen. Ende August steht die Release-Party mit fünf Konzerten auf der Waldbühne an.

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