Frauen sind unberechenbar

Marcia Golgowsky und Lilay Huser präsentieren "Die Trockenblumen". Das Duo begeistert mit viel Wortwitz im Rex-Theater.

Wuppertal. Eine Geschichte, die mit zwei Frauen anfängt, die in einem Aufzug steckenbleiben, kann zunächst mal einen völlig berechenbaren Verlauf haben. Wenn auf den Hilferuf per Alarmknopf aber bloß ein Ansageband aktiviert wird und eine der Frauen, eine Türkin, ähnlich einem Vampir vor Knoblauch Reißaus nimmt, weiß man, dass die Geschichte ziemlich wahrscheinlich anders verlaufen wird. So auch beim Stück "Die Trockenblumen", der aktuellen Produktion des Wupper Theaters.

Hierbei begegnen sich eine Deutsche und eine Türkin aus einer Generation, in der es noch nicht unbedingt denkbar ist, dass man einen Versuch unternimmt, sich aufeinander einzulassen. Ganz anders Hilde Ronsberger (Marcia Golgowsky) und Ayse Horozoglu (Lilay Huser).

Zwar ist Hilde skeptisch, als sie von Ayse eingeladen wird - schließlich sitzen Türken ja immer auf dem Boden, und Kuchengabeln gibt’s bestimmt auch nicht. Der gemeinsame Nachmittag entpuppt sich letztlich aber als Beginn einer wunderbaren Freundschaft - gegenseitiges intensives Beschnuppern inklusive.
So bekommt der Zuschauer im Rex-Theater Vorurteile und Klischees auf meist angenehm witzige Weise serviert. Golgowsky und Huser bieten von Beginn an solides szenisches Schauspiel. Einige Gags sind etwas fade, der Wortwitz funktioniert dagegen meist immer - wenn Ayse zum Beispiel Estragon mit Östrogen verwechselt oder Hilde beim Kreuzworträtseln in Erklärungsnot gerät, warum es denn "der See" und "die See" gibt, und

sie beim Begriff Steinhuder Binnenmeer all ihr erklärtes Halbwissen weiter relativieren muss.
Dennoch durchwandert die Produktion im ersten Teil das Tal der Berechenbarkeit - vielleicht aber auch nur, um nach der Pause umso mehr Trümpfe auszuspielen. Ganz und gar nicht vertrocknet präsentieren sich die zwei Damen, nachdem sie sich an den Hanfpflanzen von Ayses Sohn bedient haben. Das Stück wird im Ganzen schräger, schöne Dialogmomente gehen Hand in Hand mit wunderbarer Mimik, um in der aberwitzigen Planung einer Hamburgreise zu gipfeln.

Die ungleichen Freundinnen sinnieren kichernd über Strumpfmasken-Kondome und geben sich der Vorstellung hin, wie wohl ein Ausflug ins legendäre Café Keese enden könnte - die Darstellung von Herbert und Herrn Ahmet unterstreicht das Können der Schauspielerinnen. Ganz nebenbei gibt es eine verblüffende Begründung, warum die Deutschen immer alles minutiös planen müssen.

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