Fotograf entwirft skurrile Monster

Sala Seddiki zückt nicht nur die Kamera. Der Tüftler greift auch zu Draht oder Metall und erweckt kleine Roboter zum Leben.

Wuppertal. Wenn man den Raum betritt, fühlt man sich fast wie auf einem anderen Stern: Metall-Monsterchen lächeln breit aus Regalen, skurrile Draht-Geschöpfe bevölkern die Wände. Sogar ein kleiner Roboter grinst vom Mauersims und ein leise surrender Zeichen-Roboter zaubert grafisch-geometrische Formen aufs Papier.

Schöpfer und Herr über alle Wesen ist Sala Seddiki, der seine Objekte aus Fundgegenständen und kinetische Drahtgebilde im Ausstellungsraum an der Schreinerstraße präsentiert.

Dabei ist der Künstler mit den wachen Augen und dem grau melierten Lockenkopf eigentlich ein ruhiger, konzentriert wirkender Mensch, der wohl gerne tüftelt, aber nicht viel redet. Erst als er seine Wesen zum Leben erweckt, wird er ganz gesprächig: "Meine kleinen Maschinen werden entweder von einer Batterie angetrieben oder sind mit einem aufziehbaren Federantrieb ausgestattet. Ich liebäugle aber auch mit dem Solarantrieb, um autonome Bewegungen zu erhalten."

Das mittelgroße Stelzengebilde, das wie ein mechanisches Insekt anmutet, wird von einem Projektor angestrahlt. Es wirft riesige bewegte Schatten an die weiße Wand, die auf andere dort aufgehängte filigrane Draht-Gebilde treffen: Da gibt es den Vor- und Rückwärtsgeher, der scheinbar nicht von der Stelle kommt, ein in ruhigen Bewegungen dahin gleitendes zweirädriges Gefährt, das zum meditativen Betrachten zwingt. Oder den aufgeregt zitternden "Spürhund", der mit Richtantennen-Schüssel auf Suche geht. Jedes kinetische Objekt hat seine ganz individuelle Ausstrahlung.

"Daneben sind meine Malmaschinen der große Renner, vor allem bei Kindern", erzählt Seddiki und präsentiert eine große Anzahl von so entstandenen, abstrakten Kunstwerken: Getupftes, Gestricheltes, Gespurtes, Gezacktes und kreiselnd Zentriertes lässt viel Raum für die eigene Fantasie.

Wie kommt ein Künstler zu solch kreativem Tun? "Ich bin algerisch-deutscher Herkunft, in Frankreich geboren und am Niederrhein aufgewachsen", sagt er. "Beruflich habe ich ganz klassisch begonnen - nach einer Fotolaboranten-Ausbildung Foto-Design studiert und dann auch in der Werbefotografie gearbeitet."

Bildprojektionen mit umgebauten Dia-Projektoren, die besondere Raumeffekte erzeugen, haben ihn beschäftigt: "Dann gab es eine Ausstellung in Bochum. Die hieß ‚Es bewegt sich doch’ oder so ähnlich. Die hat mich sehr inspiriert." Natürlich kennt er die Ready-mades von Marcel Duchamp, die kinetischen Objekte von Jean Tinguely oder die Kunst der Umdeutung, wie sie auch Pablo Picasso praktiziert hat.

Seit zehn Jahren lebt Seddiki, der gerne tanzt und mit Freunden ausgeht, in Wuppertal. "Zusammen mit meinen Künstlerfreunden Nicole Kreischer und Rolf Martin habe ich auch ‚Kunst am Fließband’ gemacht. Etwa Postkarten mit kleinen Zeichnungen und mit Druck-Stempelbändern versehen", erzählt er. "So ist jede Karte ein Unikat. Oder wir haben Fotos von den Leuten vor gemaltem Hintergrund geschossen, im ‚Küchen-Ambiente’ oder ‚Auf dem Mond’. Das ist schon sehr witzig anzuschauen."

Auch für die Zukunft hat Seddiki viele Anfragen. Er möchte etwa beim Klappstuhlfest in der Sophienkirche eine bewegte Installation beitragen, zu der Musiker improvisieren oder beim Mus-E-Projekt, das Künstler in die Schulen holt, mitmachen, um mit Kindern Malmaschinen zu bauen. Die Ideen gehen dem 42-Jährigen jedenfalls nicht aus.

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