Filmreif: Linsel und Bausch tanzen auf vielen Festivals

Anne Linsels Film über Pina Bausch wird in Los Angeles ausgezeichnet. Das Porträt über die Tanz-Ikone wird inzwischen weltweit gefeiert.

Wuppertal. Pina Bausch erobert die Welt. Das ist keine neue, aber eine durchaus filmreife Erkenntnis. Und noch dazu eine, die ergänzt werden darf: Nicht nur die Mutter Courage der modernen Tanzszene wird weltweit gefeiert, auch Anne Linsel befindet sich auf einem Siegeszug rund um den Globus. Beide zusammen ergeben ein ausgezeichnetes Duo - im wahrsten Sinne des Wortes.

Das würde die Wuppertaler Journalistin wohl selbst so nie formulieren, aber die Tatsachen überdecken nunmal jede Bescheidenheit: Linsels Filmporträt über Pina Bausch hat nicht nur die Herzen der Fernsehzuschauer bewegt, sondern sich längst auch den Respekt von Festival-Juroren verdient.

Die ziehen ihren Hut nun sogar an höchster Stelle - im Mekka aller Filmemacher. Linsels Film "Pina Bausch" wird beim Dance Camera West Film Festival in Los Angeles ausgezeichnet. In der Kategorie "Choreography Media Honors" wird er am 13. Juni bei einer Gala, einer Ehrenveranstaltung für den Tanzfilm, gewürdigt.

Dass ihr 45-minütiges Werk die Auszeichnung "Special mention" erhält, freut Linsel gleich doppelt. Das Dance Camera West Film Festival ist nämlich nicht nur "das wichtigste an der amerikanischen Westküste". Diesmal ist die Festival-Berufung auch deshalb etwas ganz Besonderes, weil es einen entscheidenden Unterschied zu allen bisherigen Respektsbezeugungen gibt: "Der Film war seit 2007 auf vielen Festivals zu sehen - in Frankreich, Spanien, Kanada, sogar in Australien", sagt Linsel stolz, aber ohne jede Star-Allüre. Im Gegenteil. Es gilt die Devise: Dabeisein ist wunderbar.

Oder anders formuliert: "Dass ein Film auf einem Festival läuft, ist ja an sich schon eine Auszeichnung." Dass es diesmal auch eine gibt, ist natürlich umso schöner. "Die Auszeichnung ist für mich ein Anlass, dankbar zu sein - dankbar dafür, dass ich die Arbeit von Pina Bausch seit den 70ern journalistisch begleiten darf", betont Linsel, der die Prinzipalin des Wuppertaler Tanztheaters längst auch persönlich ans Herz gewachsen ist.

Bevor "Pina Bausch" in Los Angeles bewundert wird, zieht der Film aber erst einmal in Europa die Blicke auf sich: Am 31. Mai läuft er beim ACT Festival in Bilbao. Werbung für Wuppertal macht das Porträt auch im Nachbarland: Am 5. Juli ist es auf dem Festival "Cinedans 2008" in Amsterdam zu sehen.

Anne Linsel "tanzt" also auf verschiedenen Hochzeiten. Nur sprichwörtlich, versteht sich. Denn die vielseitige Journalistin wurde zwar nach Los Angeles und Bilbao eingeladen.

Doch die Filmemacherin, Autorin und Vorsitzende des Vereins "Literaturhaus Wuppertal" hat keine Zeit, sich feiern zu lassen. Sie macht stattdessen das, was sie am liebsten tut: Sie begleitet Pina Bausch mit der Kamera.

Wetten, dass der Siegeszug der beiden Wuppertalerinnen deshalb noch lange nicht zu Ende ist? Es locken ja auch ganz neue (Kommunikations-)Wege: Die Dokumentation über Bauschs "Kontakthof mit Jugendlichen ab 14" dürfte die Welt (und diesmal auch die Kinos) erobern.

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