Festival im Schauspielhaus: Tänzer aktivieren alle Sinne

Das Publikum bejubelt die Choreografie von Anne Teresa de Keersmaeker.

Wuppertal. Die beiden Mikrofone an langen Schnüren, die rückkoppelnd über Lautsprecher pendeln, versetzen mit ihrer gleichförmigen Bewegung und Akustik schon fast in Trance.

Dann aber rasen Klöppel über Xylofon-Platten, hämmern ständig sich wiederholende Motive mit nur minimalen Veränderungen - 15 Minuten lang. Wer das überlebt, ist reif für den Steve-Reich-Abend, den die Kompanie Rosas von Anne Teresa de Keersmaeker im Rahmen des Pina-Bausch-Festivals am Dienstagabend im voll besetzten Schauspielhaus aufführte.

Zu "Piano Phase" für zwei Klaviere gibt es dann bewegte Körper: Zwei Tänzerinnen wiederholen ihre Bewegungsmuster ebenso penetrant, wie die Minimal-Music von Reich es vorgibt. Und jetzt wird klar, was gezeigt wird: wie der Tanz die Musik spiegelt, er wie ein Echo wirkt.

Und doch finden die Tänzerinnen zu neuen Mustern, fast unmerklich laufen ihre Bewegungen auseinander. Stöhnen und das Wegschleudern des Arms zum Beispiel ergänzt die sachten Drehungen und pendelnden Armschwünge.

Wie Scherenschnitt-Bilder von Musikern (sehr präzise: das Ictus-Ensemble) und Tänzern wirken weitere Raumbilder - alle Sinne sind aktiviert. Hierhin gehören auch die 100 Metronome am Bühnenrand, die György Ligetis "Poème symphonique" mit ihrem mechanischen Knacken und Prasseln in Szene setzen. Zur Musik von Keyboards und Rasseln tanzt die Männerriege in der Slow Motion - zum endlosen Strömen von langen Liegetönen schreiten sie ruhig mit weit geöffneten Armen. Am Ende bejubelt das Publikum einen Tanzabend der anderen Art.

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