Festival an den Bühnen: Die Türkei lässt grüßen

Zeitreise mit modernen Bezügen: Ab dem 30. April treffen türkische und europäische Klangwelten aufeinander.

Wuppertal. Wer hätte das gedacht? „Jeder Sultan hatte eine Kompositionsausbildung.“ Johannes Weigand muss es wissen. Er ist zwar kein Sultan, dafür aber Intendant — und den Herrschern des Osmanischen Reiches im Herzen verbunden. Zumindest, was die Musik betrifft.

Im Einzelfall fühlten sich die Sultane zwar auch zu lyrischen Kreationen berufen. Noch wichtiger jedoch als die Gedichte, die sie hinterlassen haben, sind für den Opern-Chef die Töne, die sie anschlugen, pflegten und förderten. „Die türkische Kunstmusik ist sehr kompliziert für europäische Ohren“, erklärt er. „Aber genau deshalb ist unser Türkei-Festival ja auch etwas Besonderes.“

Einen ganzen Monat lang wandelt Weigand auf den Spuren der Sultane. Denn das Osmanische Reich ist gar nicht so weit weg, wie manche denken. Der Intendant holt es nach Wuppertal.

Die Zeitreise, die geballtes türkisches Flair mit sich bringen soll, startet am 30. April und endet noch lange nicht am 29. Mai. Zwar ist für diesen Tag das große Finale im Kleinen Schauspielhaus angesetzt. Doch schon jetzt ist klar, dass der Türkei-Schwerpunkt in der kommenden Spielzeit in die Verlängerung geht — „weil wir zu viel Schönes gefunden haben“, wie Weigand betont.

Was das Publikum konkret erwartet? Die Aussicht auf klangvolle Verbindungen: „Brückenschläge“ verspricht der Opernchor, der am 10. Mai türkische und osmanische Volkslieder anstimmt. Die Sänger sind um 19.30 Uhr in der Elberfelder City-Kirche im Einsatz.

Weigand freut sich vor allem auf Rûhî Ayangil. Der Kanun-Spezialist eröffnet das Festival nicht nur, er tritt gleich mehrfach an. In der Immanuelskirche stellt er am 20. Mai um 19.30 Uhr „Klassische türkische Musik des 18. Jahrhunderts“ vor. Neben Ayangil und seinen Istanbuler Kollegen sind türkische Ensembles und Jazz-Gruppen aus Wuppertal und der Region mit von der Partie.

Auch Literarisches wird gefeiert: Das Sabahattin Special Project präsentiert eine moderne Roman-Vertonung. Wie „Der Dämon in uns“, Sabahattin Alis 1940 veröffentlichtes Buch, als elektronisches Lesekonzert wirkt, zeigt sich am 15. Mai um 20 Uhr im Kleinen Schauspielhaus.

Zum guten Schluss kommt Weigand selbst zum Zuge: Er setzt auf zeitgenössische Musik und inszeniert ein Türkei-Stück von Ali N. Askin. Dabei dürften sich nicht nur (Klang-)Welten, sondern auch Stimmungen mischen: „Es wird eine wehmütige Hommage an Istanbul, also lustig, aber auch ernst werden.“

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