Exquisite Eröffnung für private Kunstschätze

Ab sofort ist die Ausstellung „Privat“ im Von der Heydt-Museum zu sehen. Zum Auftakt gaben sich Szene-Stars die Ehre.

Wuppertal. Manche sammeln Murmeln, andere Briefmarken. Was Wuppertaler Persönlichkeiten wie Bazon Brock und Christian Boros an Kunstschätzen im Verlaufe der Jahre zusammengetragen haben, ist jetzt im Von der Heydt-Museum zu sehen. Unter dem schlichten Titel "Privat" wird eine Auswahl von Preziosen sechs zeitgenössischer Sammler präsentiert.

Rolf Jähring, Gründer der legendären Wuppertaler Galerie Parnass, Gustav Adolf und Stella Baum, Hildegard und Jürgen W. Holze, Hans-Georg Lobeck, Bazon Brock und Christian Boros, übrigens ein Brock-Schüler, eint ihr feines Gespür für künstlerische Umbrüche und die Bereitschaft, sich auf Irritationen durch die Kunst einzulassen, wie Antje Birthälmer, Kuratorin der Schau, in ihrer Eröffnungsrede in der Glashalle der Stadtsparkasse feststellte. "Ich sammele Kunst, die ich nicht verstehe", zitierte sie Christian Boros, als "Leuchtturm moderner Sammler" gelobt. Zudem umschrieb sie Bazon Brocks verschiedene künstlerische Positionen als debattierbar, stellt man sie in Zusammenhang mit der These "die Schatten der Vergangenheit sind allgegenwärtig".

Vor allem erinnerte sie daran, wie die Galerie Parnass in den 60er Jahren den Nabel der Kunstwelt bildete - Joseph Beuys, Nam June Paik, Wolf Vostell und eben der geniale Brock initiierten hier 24-Stunden-Happenings und begründeten die Fluxus-Bewegung. "Ausdrücklich beschimpfe ich die Museen, die sich geweigert haben, uns Leihgaben zur Verfügung zu stellen", erklärte Museums-Chef Gerhard Finckh in seiner Ansprache.

Diese Spitze zielte in Richtung der Kollegen aus Darmstadt, die sich quer stellten, Joseph Beuys’ "Fettstuhl" für "Privat" zu borgen. "Dabei wäre das Objekt durchaus transportfähig gewesen und gehört doch hierher."

Die Gäste der fabelhaft besuchten Vernissage, darunter Honorationen wie Peter H. Vaupel und Josef Beutelmann ebenso wie Autorin Christiane Gibiec und Kunstfreund Klaus Stiebeling, applaudierten. Sich mit dem "Phänomen der Kunst auseinandersetzen", die "individuelle Sicht auf das Ganze ermöglichen" will die Ausstellung, die ein "anspruchsvolles Projekt" ist, so Finckh, das "gar nicht ganz einfach zu komponieren war".

Bevor die Vernissagegäste sich Werkgruppen des neuen Realismus mit Repräsentanten wie Gerhard Richter, Konrad Fischer-Lueg und Klaus Rinke, umfangreiche Beispiele konkret-konstruktivistischer Kunst von Josef Albers, Jo Delahaut, Richard Paul Lohse und Max Bill oder Stars der jungen internationalen Kunstszene, beigesteuert von Christian Boros, angucken konnten, gab es noch einiges Spektakel in der Glashalle. Unter anderem übrigens mit akustischen Trommelwirbeln der Gruppe Tentekko Taiko. Deren Leiterin Monika Baumgarten, die das Trommeln in Japan, erlernte, ist als Fotografin in der Schau zu sehen.

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