Springmann Kunst- und Kulturpreis Preis-Verleihung mit Pappfigur, Charme und viel Heimatliebe

Enno und Christa Springmann-Stiftung lud zur digitalen Feierstunde.

 Die Preisträger mit ihren Laudatoren: ( v.l.) Florian Franke mit Helge Lindh, Frank N mit Anne-Kathrin Reif, Martin Bang mit Pappfigur von Gregor Eisenmann.

Die Preisträger mit ihren Laudatoren: ( v.l.) Florian Franke mit Helge Lindh, Frank N mit Anne-Kathrin Reif, Martin Bang mit Pappfigur von Gregor Eisenmann.

Foto: Fischer, Andreas H503840

„Die Wuppertaler Kulturszene lebt“, sagt die stellvertretende Vorsitzende der Enno und Christa Springmann-Stiftung zuversichtlich und erleichtert zugleich. Schließlich hat die Corona-Pandemie den Kulturbetrieb ziemlich lahmgelegt. Die Worte beschlossen am Samstag eine kleine, aber feine Veranstaltung, die die Öffentlichkeit nur im Stream verfolgen konnte: Im Mendelssohn-Saal der Stadthalle wurden die diesjährigen Träger des Kunst- und Kulturpreises der Stiftung geehrt: Gregor Eisenmann, Florian Franke und Frank N - drei verschiedene Künstler, die alle eine starke Zuneigung zu der Stadt haben, in der sie leben und arbeiten.

Zum Schluss der Feierstunde wird es ernst: Bilder von Umweltzerstörung und Klimawandel, Zivilisationsschäden und gefährdeter wie zauberhafter Natur flirren in immer rascherem Wechsel über einen Monitor. Frank N hat sie aus seinem Film „Oh Karl“ zusammengestellt, den er zusammen mit Charles Petersohn (Musik) zum Engels-Jubiläumsjahr  erstellt hatte. Anknüpfend an die hochaktuellen Naturschutzgedanken, die der Revolutionär schon im 19. Jahrhundert hegte.

Kunsthistorikerin Anne-Kathrin Reif hatte zuvor in ihrer Laudatio hervorgehoben, dass der 60-jährige Fotokünstler und Filmemacher Frank N viele Seiten habe, in keine Schublade passe, weil seine Filme eher experimentell seien, seine Bilder das Nichtsichtbare sichtbar machen, „der nachdenkliche Künstler Gewissheiten und sich selbst in Frage stellt“. In der Coronakrise brachte er zusammen mit Birgit Pardun mit „Out and about“ die Kunst zu den Menschen, als diese nicht mehr zur Kunst kommen durften, indem er die Stadt zum Ausstellungsraum machte.

Florian Franke ist 33 Jahre alt und Singer-Songwriter. Was die Möglichkeit eröffnete, dass trotz aller coronabedingter Einschränkungen auch Live-Musik am Samstag zu hören war. Er stellte ein Potpourri aus drei Songs zusammen und erzählte, wie er dazu gekommen war, nicht mehr in englischer, sondern in deutscher Sprache zu singen. Eine Entscheidung, die einem Sprung vom Zehn-Meter-Turm geglichen habe. Die er aber traf, weil früher niemand den Texten zugehört habe.

Drei verschiedene Künstler,
die nicht in Schubladen passen

Texte, die auch mal Wuppertal zum Thema haben, erzählte Helge Lindh, der Frankes Weg auf die Musikbühne begleitet hat. Er mache „große Kunst als Heimatliebe ohne Muff“. In seiner Laudatio erinnerte der SPD-Bundesabgeordnete an dessen Anfänge in der Wuppertaler Kurrende und an den Gewinn des Deutschen Rock- und Poppreises mit seiner ersten Band „crushhour“ 2009. Franke sei ein Künstler, Staatsbürger, authentischer Wuppertaler und Mensch: „Florian Franke liebt Musik und Musik liebt ihn. Er liebt Wuppertal und Wuppertal liebt ihn.“

Als lebensgroße Pappfigur und digital nahm Multimediakünstler Gregor Eisenmann an der Preisübergabe - aus Coronaschutzgründen - teil. Martin Bang skizzierte seinen Werdegang vom Visual Jockey, der Musik und Lichtbilder live verbindet, zum Performer mit Licht und Ton, der an vielen Orten in Wuppertal (und außerhalb) für aufsehenerregende Video-Installationen sorgt. Als „unbekannten Menschen, der für ein Unternehmen die Website überarbeitete“ hatte der Geschäftsführer der Wuppertal Marketing GmbH Eisenmann in seinem Büro kennengelernt. Über Gespräche und Atelierbesuche war er auf ihn neugierig geworden und hatte schließlich einen faszinierenden Powermenschen entdeckt.

Eisenmann selbst steuerte eine von ihm selbst kommentierte Filmcollage bei. Seine Kunst komme aus der Malerei, drehe sich um Form, Rhythmus und Farbe, die er im urbanen Raum aufgreife, erzählte er und nannte Beispiele: malerisch-künstlerische Performances mit Tänzern oder Schauspielern, der Tanztunnel auf der Nordbahntrasse 2017, Lightshows am Döppersberg, im Bahnhof Vohwinkel oder  zur Eröffnung des Engels-Jubiläumsjahres, die ihre Fortsetzung im Heckinghauser Gasometer fand. Den Preis will der 37-Jährige für sein aktuelles Projekt  nutzen, das natürlich genreübergreifend ist. Auch er bedankte sich mit einem Kompliment an die vorurteilsfreie und für Kunstexperimente offene Stadt Wuppertal.

Eine Stadt, in der die Springmann-Stiftung auch künftig Preisträger finden wird. Da ist sie ganz zuversichtlich.

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