Engel und ein böser Streich

Wuppertaler Kurrende: Martin Lehmann leitete den Chor in der Friedhofskirche.

Wuppertal. Das 200. Geburtsjahr von Felix Mendelssohn-Bartholdy, der ja auch zwei Jahre in Düsseldorf wirkte, wird im Tal eifrig gefeiert. Die Wuppertaler Kurrende hat sich dem Reigen angeschlossen und in der Friedhofskirche Mendelssohns kleinere geistliche Werke vorgestellt. Unterstützt wurde der Chor von der Altistin und Stimmbildnerin der Knaben, Heike Bader, von der Cellistin Agnes Buntrock und dem Organisten Wolfgang Kläsener.

Voller Intensität dirigiert Chorleiter Martin Lehmann vier- bis achtstimmige A-cappella-Stücke wie die Psalmen "Jauchzet dem Herrn alle Welt", "Richte mich Gott" oder die beliebte Motette "Denn er hat seinen Engeln". Die Werke führen die Knaben bis anihre Grenzen: An sehr polyphonen Stellen wackeln Tongebung und Intonation manchmal etwas, finden sich aber zum Ende hin immer wieder in reinem Wohlklang.

Dafür gelingt dem Chor sehr schön die christliche Aussage der Psalmen. Sehr ausdrucksvoll singen die Knaben die Zeilen - mit deutlichem Text und lyrischen Linien. Besonders innig gelangen ihnen die drei geistlichen Lieder - kurze Kleinode, die mit ihrer schlichten Melodieführung, dem Wechselspiel zwischen Solistin und Chor und der direkten Gottesansprache berühren.

Der Männerchor der Kurrende glänzt auch einzeln. Im Vespergesang "Adspice Domine" überzeugen die Erwachsenen mit gut ausgefüllten Koloraturen, perfekt gemischtem Klang und exakter Intonation. Buntrock spielt dazu den Cello-Part sehr klangvoll und gut phrasiert.

Bader tritt auch solistisch auf und gestaltet schön eine Arie aus dem Elias sowie zwei geistliche Lieder. Mit zwei Orgelwerken vervollständigt Kläsener den Einblick in Mendelssohns Kirchenmusik. Virtuos und gut aufgebaut spielt er das "Präludium und Fuge d-Moll op. 37" sowie die Sonate Nr. 5 D-Dur.

Verspielt und passend zum Sommerabend beginnt er die Sonate - mit intimer Streicher-Registratur und durchsichtigem Spiel. Dann steigert er zu voluminösem Brausen, wobei ihm die Orgel einen bösen Streich spielt. Ein Ton bleibt "hängen" und ertönt bis nach dem Schlussakkord. Solche Pannen können nur durch regelmäßige Wartung der Orgeln verhindert werden - für diese jedoch fehlt häufig das Geld.

Trotzdem gibt es am Ende reichlich Applaus in der gut besuchten Friedhofskirche. Die Kurrende dankt mit dem "Morgengebet" als Zugabe.

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