Konzert Elses Höllenspektakel mit Worten und Musik hörbar gemacht

Ulrich Land,Partita Radicale und Lasker-Schülers „IchundIch“.

  Karola Pasquay (Querflöte) , Ute Völker, (Akkordeon), Gunda Gottschalk (Violine) und Ortrud Kegel (Querflöte) von Partita Radicale (v.l.).

 Karola Pasquay (Querflöte) , Ute Völker, (Akkordeon), Gunda Gottschalk (Violine) und Ortrud Kegel (Querflöte) von Partita Radicale (v.l.).

Foto: Bartsch,G. (b13)

In der Ankündigung zur Veranstaltung im Ort war zu lesen: „Ulrich Land und Partita Radicale lassen sich von Else Lasker Schüler zu Text und Musik provozieren“. Diese Herausforderung wurde von den Künstlern problemlos gemeistert. „IchundIch“, von Else Lasker Schüler 1941 im Exil verfasst, war die Basis. Deutsche Kultur von Nationalsozialisten überrollt, ein Dialog zwischen Faust und Mephisto zum Thema „Gut und Böse“, eine Höllenfahrt prominenter Nazis, Hitler verliert seine geraubte Welt und versinkt in der Höllenlava, viel ließe sich zum Stück, das an seinem Entstehungsort in Jerusalem spielt, erzählen. Das Höllenspektakel hörbar machten die Künstler in dieser Uraufführung jede/r auf ihre/seine eigene Art und Weise.

Autor Ulrich Land tat sich zur Lesung mit seiner Tochter Nelly zusammen. Sie schlüpfte dabei gekonnt in die Rolle von Else Lasker Schüler. Land bildete den Rahmen, er reimte, jonglierte mit den Worten, spickte den Text mit Metaphern und schuf bildgewaltige Passagen. Aus dem Muckertal flog ELS in den Himmel, bis die Nazis sich ihr in den Weg stellten. Es „pissten die Nazisten“ – ihnen gegenüber stand Elses Fantasiegeklirre/geflirre. Ihr poetischer Stil stand im Gegensatz zur barbarischen Welt. Immer wieder gab es Bezüge zur Gegenwart mit Wortschaffungen wie „Björnhöckern“. Auch Jesus Christus kann im braunen Sumpf nicht über das Wasser gehen, ein Konglomerat mit modernen Themenbezügen.

Poetischer Stil im Gegensatz
zur barbarischen Welt

Kennen Sie Bilder auf denen Else Handschuhe trägt? Nein, ist auch nicht möglich, denn sie hatte nur einen. Land hat den zweiten weißen Handschuh im Gestänge der Schwebebahn gefunden, wie er in einer humorvollen Geschichte erzählt. Gebannt lauschten die Zuhörer. „Eine qualifizierte Minderheit“ wie Hajo Jahn, Vorsitzender der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft, es bezeichnete und tatsächlich hätte diese Veranstaltung mehr Zuhörer verdient.

Ein weiterer akustischer Genuss war die Musik. Für den musikalischen Part waren die virtuosen Musikerinnen von „Partita Radicale“ eine gute Wahl. Zwischen Improvisation und Komposition warfen Gunda Gottschalk (Violine), Ortrud Kegel (Querflöte), Karola Pasquay (Querflöte) und Ute Völker, (Akkordeon) kleine musikalische Sequenzen ein. Die Instrumente knarren und quietschten, Töne wurden nur angehaucht, dann wieder im Forte raus gehauen, es wurde auf die Instrumente geklopft, es klang disharmonisch: das Höllenspektakel infernalisch musikalisch umgesetzt. Immer wieder ein schneller Wechsel zwischen klassischer und experimenteller Spielweise. Das rechte Gedankengut keimt immer wieder, die Geige ächzt, dass es fast in den Ohren weh tut.

Bedrückend von der Thematik, fesselnd in der Ausführung, viel Applaus vom Publikum. Und Jahn verspricht den Text im nächsten Almanach der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft zu veröffentlichen.

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