Genreübergreifend Else Lasker-Schüler multimedial auf der Spur

Heiner Bontrups Theater Anderwelten führt Live Hörspiel im Zentrum der Verfolgten Künste auf.

 Heiner Bontrup (l.) und Gregor Eisenmann freuen sich auf das Live-Hörspiel am Sonntag.

Heiner Bontrup (l.) und Gregor Eisenmann freuen sich auf das Live-Hörspiel am Sonntag.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Dieses Theater ist anders, erschließt surreale und traumhafte Welten, lässt Zeit, Raum und Wirklichkeit verschwimmen. Genau wie dies seine Paten, der walisische Autor Dylan Thomas, und die Elberfelder Künstlerin Else Lasker-Schüler (ELS) getan haben. Und so leistet natürlich auch der Wuppertaler Heiner Bontrup, Vorstandsmitglied der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft und Herz des „Theater Anderwelten“, einen Beitrag zum 150. Geburtstag der berühmten Tochter der Stadt. Am 5. Mai im Solinger Zentrum der Verfolgten Künste – weil die Jüdin ELS eben auch eine Verfolgte war.

Literatur nur lesen, erschien dem Autor, Lehrer und Dozenten Bontrup langweilig, also fand 2007 die Lesung des Buchs „Sounds like Whoopataal“ von Dieter Fränzel, an dem er mitgewirkt hatte, mit Jazzmusik statt. „Wir konnten die Zuschauer auf verschiedenen Kanälen erreichen. Das machte Lust auf mehr“, erinnert er sich. Bei der Mulitmediashow „German Song“ kamen 2013 Schauspiel, Video und Tanz dazu. Seither führt Bontrup Wuppertaler Kulturschaffende in Projekten zusammen, zu seinem Kernteam gehören Olaf Reitz, Charles Petersohn, Hans Richter, Margaux Kier und Chrystel Guiellebeaud. Hinzu kommen immer wieder „Neue“, wie jetzt Gregor Eisenmann und Bernd Kuschmann. Den Namen „Theater Anderwelten“ wählte Bontrup 2016 wegen seiner Affinität zu ELS, die in ihrer Literatur eine Gegenwelt zur prosaischen Gegenwart geschaffen habe.

„Längst lebe ich vergessen im Gedicht“ hat ELS geschrieben, der Satz ist nun Titel des 75 Minuten langen Live-Hörspiel Bontrups, das am Sonntag erstmals aufgeführt wird. Es stellt die verzweifelte Lebenssituation Lasker-Schülers, die sich in ihren Jerusalemer Briefen spiegelt, ihrer behüteten Kindheit in Elberfeld gegenüber. Weil die Künstlerin gerne in verschiedene Geschlechterrollen schlüpfte, lesen Bernd Kuschmann und Katharina Sommer ihre Texte. Die Flötistin Sommer spielt zudem eine mit ihrem Mann Günter „Baby“ Sommer geschaffene Komposition. Der legendäre Jazz-Musiker übernimmt auch die Percussion. Philippine Pachl trägt als Überraschungsgast Elses Geschichte „Der Schmetterling“ vor.

Besonders freut sich Bontrup auf Gregor Eisenmann, dessen Lichtbilder auf das Geschehen auf der Bühne reagieren werden. Der vielseitige Künstler hat dafür zwar Vorproduktionen erarbeitet, setzt aber vor allem auf Improvisation, die wichtig für die Authentizität sei. Bontrup: „Wenn alles gut läuft, kann auch Magie entstehen.“ Weitere Projekte über ELS, darunter eine Uraufführung im November in der Wuppertaler Oper, folgen. mws

»„Längst lebe ich vergessen im Gedicht“ – Kooperationsproduktion mit der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, 5. Mai, 11 Uhr, Zentrum der Verfolgten Künste, Wuppertaler Straße 160, Solingen

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