Else Lasker-Schüler: Die Wupper - Ein Theaterstück führt das Publikum durch die Stadt

„Die Wupper“ von Else Lasker-Schüler wird ab dem 28. März als „Reise ins Innere der Stadt“ inszeniert.

Else Lasker-Schüler: Die Wupper - Ein Theaterstück führt das Publikum durch die Stadt
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Eigentlich sollte mit dem Stück „Die Wupper“ von Else Lasker-Schüler das Schauspielhaus in Wuppertal 1966 eröffnet werden. „Doch es war den Verantwortlichen wohl zu sexistisch oder zu freimütig, um es vor den Augen von Bundespräsident Heinrich Lübke zu präsentieren“, vermutet Hajo Jahn. Umso mehr fasziniert den Vorsitzenden des Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft Vereins, dass das berühmte Drama in fünf Akten ab dem 28. März als eine spannende „Reise ins Innere der Stadt“ inszeniert wird.

Bei der gestrigen Vorstellung des anspruchsvollen Projektes im Wuppertaler Zoo betonte Schauspielintendantin Susanne Abbrederis, dass die Inszenierung (Regie: Stephan Müller) den Besuchern „eine ganz neue Sicht auf das Stück, aber auch auf Wuppertal“ vermitteln will. Es handele sich um ein großes partnerschaftliches Projekt, das die Gegensätze zwischen Proletariat und industriellem Unternehmertum der damaligen Zeit deutlich mache und gleichzeitig zeige, „wie verortet und vernetzt die Dichterin in ihrer Heimatstadt war“. Aus einer Stadtballade soll ein Stadtprojekt entstehen.

Die Besucher — maximal 100 — werden sich in zwei Bussen auf eine vierstündige Entdeckungsreise mit dem Schauspielensemble der Wuppertaler Bühnen, einigen Gästen und Experten machen. Vom Theater am Engelsgarten geht es über die Bandweberei Büsgen, dem Wuppertaler Zoo zur Kapelle auf dem Friedhof der Niederländisch-reformierten Gemeinde.

Während der Fahrten — zwischen den einzelnen Spielstätten — gehen die Experten dann in die tiefen Schichten des Stücks, „das sich wie kein anderes so explizit aber auch metaphorisch mit der Stadt beschäftigt, in der Lasker-Schüler lebte und wirkte“, erläuterte Susanne Abbrederis. Wie im Drama selbst werden immer wieder Schlaglichter auf einzelne Orte Wuppertals und auch die Zeit gesetzt, in der es spielt.

Für Martin Bang, Geschäftsführer Wuppertal Marketing, sei das Vorhaben eine Inszenierung des Stückes „Die Wupper“, aber auch eine Inszenierung der Stadt an der Wupper zugleich, und das mit ständigen Perspektivwechseln. Ungewöhnlich die Spielorte — besonders die kleine Kapelle auf dem Friedhof an der Katernberger Straße mit Blick auf die Gräber. Sie sind alle gleich gestaltet. Für Pastor Jan-Henry Wanink von der Niederländisch-reformierten Gemeinde Wuppertal ein sichtbares Zeichen, „dass alle Menschen im Tode und vor Gott gleich sind“.

Im 1966 neu eröffneten Schauspielhaus Wuppertal war „Die Wupper“ die zweite Eröffnungspremiere, einen Tag nach Lessings „Nathan der Weise“ und wurde begeistert von den Zuschauern aufgenommen.

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