Premiere Eingesperrt mit Schreibmaschine

Im Theater am Engelsgarten zeigt Johannes Klaus die Komödie „Mondlicht und Magnolien“ über die Entstehung von „Vom Winde verweht“.

Premiere: Eingesperrt mit Schreibmaschine
Foto: Christoph Sebastian

Wuppertal. Erdnuss- und Bananenschalen säumen die Komödie „Mondlicht und Magnolien“ im Theater am Engelsgarten. Fünf Tage lang schließt Produzent David O. Selznick darin den Drehbuch-Autor Ben Hecht und den Regisseur Victor Fleming in seinem Büro ein, um in kürzester Zeit aus 1037 Seiten des Romans „Vom Winde verweht“ ein Drehbuch zu schaffen.

Regisseur Johannes Klaus — mitten während der Proben eingesprungen für den erkrankten Jürgen Bosse — stellt im Theater am Engelsgarten die Beziehung der drei Männer in den Mittelpunkt. Auf der einen Seite steht der mächtige Produzent (Stefan Walz), der Menschen wie Schachfiguren hin- und herschiebt, aber immer seinen geldgebenden Schwiegervater im Nacken hat und seine jüdische Herkunft vergessen machen will. Auf der anderen Seite der begabte und pragmatische Autor (Thomas Braus), der sich ins Unvermeidliche fügt und blind in die Schreibmaschine tippt. Doch wenn es um die Verteidigung der Sklaven geht, wird der sonst so ruhige Mann plötzlich lebhaft — als Jude fühlt er sich der verfolgten Rasse verbunden. Der kumpelhafte Regisseur (Miko Greza) will vor allem eines: Nie wieder als Taxifahrer arbeiten. Also macht er brav alles, was Mr. Selznick von ihm verlangt.

Gemeinsam spielen Selznick und Fleming dem Autor die Handlung des Südstaatenepos‘ aus der Bürgerkriegszeit vor. Dabei beschränken sich die Schauspieler allerdings auf Andeutungen: Die kapriziöse Scarlett O’Hara wird mit einer an die Stirn erhobenen Hand symbolisiert. Damit verschenkt Johannes Klaus den Witz, der davon ausgeht, dass Männer wie Frauen durch den Raum schweben und die Zuschauer den männlich gebauten Stefan Walz direkt mit Vivien Leigh vergleichen. Und in diesem Stück von Ron Hutchinson geht Situationskomik eindeutig vor Wortwitz. Richtig gelacht wird an diesem Abend selten.

Sehr schön spielen die drei Männer, wie Müdigkeit und Hunger immer mehr von ihnen Besitz ergreifen. Sie sind der Bananen und Erdnüsse überdrüssig, die ihnen Selznick vorsetzt, und werden immer aggressiver. Auch Miss Poppenghul (Philippine Pachl), die regelmäßig zu einem „Ja, Mr. Selznick“ hereingestolpert kommt, wirkt zunehmend erschöpft. Das nostalgische Bühnenbild von Tobias Kreft sorgt mit Filmplakaten, zwei Bakelit-Telefonen und einer monströsen Schreibmaschine für das nötige Studio-Flair. Und ganz am Schluss wird tatsächlich das Ende des Originalfilms eingespielt. So wird klar, welchen der beiden vorgeschlagenen Schlüsse Selznick schließlich verwendet.

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