Eine Mina geht nach Vohwinkel

Nachlassverwalter Markus Stobbe will Werke von Ulle Hees der Schule überlassen, die wahrscheinlich ihren Namen tragen wird.

Eine Mina geht nach Vohwinkel
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Als Marcus Stobbe erfuhr, dass eine Förderschule in Vohwinkel nach Ulle Hees benannt werden soll, hatte er sofort die Idee zu einer generösen Gabe. Denn der Nachlassverwalter der Künstlerin, die vor fast vier Jahren gestorben ist, möchte der zukünftigen Ulle-Hees-Schule Werke von ihr überlassen.

Das sollen nicht nur ebenso sensible wie kraftvolle Zeichnungen aus dem Themenbereich Musik und Tanz sein, sondern auch die großformatigen Original-Entwürfe für ihre Bronzefiguren Mina Knallenfalls und Zuckerfritz, alles in Absprache mit Gregor Hees, dem Sohn der Künstlerin.

„Ich halte das für sinnvoll, weil das ihre berühmtesten Skulpturen sind und die Kinder sie vielleicht kennen“, sagt der 45-Jährige, der unweit von Hees’ damaligem Atelier nebenberuflich das Geschäft Antik im Hof betreibt. „Ich bin mir sicher, dass Ulle das gut gefallen hätte“, sagt ihr früherer Nachbar. „Sie wollte, dass ihre Arbeiten bei den Leuten an der Wand hängen und nicht in Mappen herumliegen. Wahrscheinlich wäre sie sofort ehrenamtliche Kunstlehrerin an der Schule geworden.“ Schließlich hat sie in den 50er Jahren selbst in dem Gebäude an der Brucher Straße gelernt, damals war es noch eine Frauenoberschule.

„Wir wurden von diesem Angebot überrascht“, sagt Schulleiterin Carmen Birnbach. Bis vor kurzem war ihre Schule noch nach Astrid Lindgren benannt. Seit der Zusammenlegung mit dem Elberfelder Standort Hufschmiedstraße trägt sie den spröden Namen Förderschule-Lernen-West. Nun gibt es eine Initiative, die sich für eine Umbenennung in Ulle-Hees-Schule stark macht.

Birnbach fände es großartig, wenn Werke von Ulle Hees in ihrer Schule gezeigt werden könnten. „Aber wir müssen natürlich die offizielle Umbenennung abwarten.“ Von der Stadt habe sie jedoch das Signal bekommen, dass dies kein großes Problem sein dürfte. „Möglicherweise haben wir den neuen Namen schon vor den Sommerferien.“

Marcus Stobbe kann sich auch gut vorstellen, die Schüler im Rahmen des Kunstunterrichts in sein Geschäft einzuladen, ihnen weitere Arbeiten zu zeigen und vor allem von Ulle Hees zu erzählen. Carmen Birnbach nähme dieses Angebot ebenfalls gern an: „Es ist wichtig, dass sich die Schüler mit dem neuen Namen der Schule beschäftigen und Ulle Hees noch besser kennen lernen.“

Marcus Stobbe macht der Förderschule in Vohwinkel dieses großzügige Angebot zum einen, weil er sich seit drei Jahren sehr darum bemüht, dass die Stadt das künstlerische Erbe von Ulle Hees in Ehren hält. Eine Ausstellung im Von der Heydt-Museum hat Direktor Gerhard Finckh jedoch kategorisch abgelehnt.

Der andere Grund liegt in seinem erlernten Brotberuf als Heilerziehungspfleger. Seit 26 Jahren arbeitet er mit Behinderten, derzeit halbtags im betreuten Wohnen in Mettmann. „Die Beschäftigung mit Kunst stärkt das Selbstwertgefühl enorm“, sagt Stobbe. Die meisten Behinderten dächten, sie könnten nicht malen, das sei nur etwas für die „Schlauen“. Dabei müsse man weder gut schreiben noch lesen können, um etwas auszudrücken.

„Selbstverständlich unentgeltlich“ will Stobbe der Schule die Werke überlassen. Ihr Wert ist beträchtlich — 15 000 Euro würde er auf das Preisschild am Entwurf für den Zuckerfritz schreiben. Das wäre fast eine böse Falle geworden. Denn just in diesen Tagen hat er zufällig gelesen, dass man für Sachspenden Mehrwertsteuer abführen muss. „Da käme ich bei meiner Auswahl schnell auf 6000 bis 7000 Euro an Steuern“, sagt Marcus Stobbe. Deshalb wird aus der Spende nun möglicherweise eine Leihgabe auf vorerst 99 Jahre.

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