Ein Schweizer sucht den perfekten Klang im Tal

Cyrill Sandoz ist Solo-Trompeter beim Wuppertaler Sinfonieorchester. Am Montag reist er mit seinen Kollegen nach „Bella Italia“.

Wuppertal. Von der Schweizer Fastnacht bis zum Maskentreiben beim Karneval in Venedig ist es zumindest räumlich nicht so weit. Und so dürfte es einen Musiker des Sinfonieorchesters besonders freuen, wenn sich beim Rosenmontagskonzert im Opernhaus alles um "Bella Italia" dreht.

Cyrill Sandoz kann die Schweizer Mundart nicht verleugnen, doch die Heimat sieht er eigentlich nur noch selten. Mit 25Jahren hat er schon eine hohe Sprosse auf der Karriereleiter erklommen: Seit 2007 ist er erster Solo-Trompeter beim Sinfonieorchester Wuppertal - nach dem Probejahr mit festem Vertrag.

Dabei lernte der vierjährige Cyrill im heimischen Solothurn erst einmal, die Geige zu streichen. Kein Wunder, spielte doch die Mutter Violine, der Bruder Cello. 15 Jahre lang blieb er dabei, aber: "Ich wollte auch noch etwas ganz anderes machen, also begann ich mit zehn Jahren an der Musikschule im Dörfchen Lohn-Ammannsegg zunächst, das kleinere Kornett zu blasen."

Der Lehrer schickte den begabten Schüler schon bald zum privaten Unterricht bei einem Berner Hochschulprofessor. Mit 17 Jahren war Sandoz noch während seiner Gymnasialzeit Jungstudent an der Hochschule für Musik in Basel, die er 2006 mit dem Konzert-Diplom verließ. "Dann habe ich noch ein Masterstudium in Karlsruhe begonnen. Es ist sicher gut, wenn ich auch noch einen Abschluss in Deutschland habe", glaubt der junge Trompeter.

Zunächst aber musste er mit dem Studieren pausieren, denn der feste Job beim Orchester macht das nicht möglich. "Ich übe nicht viel, aber regelmäßig", gesteht der sympathische junge Mann mit dem krausen Lockenkopf. Als sehr angenehm empfindet er, dass im Orchester die jungen von den erfahrenen Kollegen profitieren können. "Man wird schon beobachtet, auch von den Dirigenten. Generalmusikdirektor Toshiyuki Kamioka nimmt immer Rücksicht, aber er verlangt auch viel", berichtet Sandoz. "Musikalisch war ich manchmal nicht ganz seiner Meinung, aber die Aufführung zeigte dann, dass es genau so richtig war, wie er es einstudiert hatte."

Die höchsten Anforderungen an den Trompeter stellen seiner Meinung nach die großen romantischen Sinfonien: "Ich habe in Wuppertal gleich mit Bruckners siebter Sinfonie begonnen. In dieser Saison freue ich mich auf die Mahler-Sinfonien, aber auch auf ein reines Richard-Strauss-Programm." Daneben findet es der Bläser auch spannend, moderne Musik einzustudieren: "Man weiß nie, worauf man sich da einlässt." Was ihm an seinem Instrument besonders gefällt? "Der brillante Klang, zum Beispiel der der Pikkolo-Trompete, aber es muss auch rund klingen", sagt Sandoz. "Das Spiel mit Klängen fasziniert mich. Die eigene Klangvorstellung produziert den Klang - und die muss man auf sein Instrument übertragen. Deshalb muss alte Musik auch anders klingen als etwa die der Romantik."

In Wuppertal hat sich der junge Mann nun eingelebt. "Ich fühle mich in meiner Wohnung mitten im Zentrum wohl. Aber besonders gerne bin ich zum Beispiel zum Joggen auf der Königshöhe. Da kann man sich entspannen und seinen Gedanken nachhängen."

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