Ein Papst-Organist in Barmen

Gianluca Libertucci, der päpstliche Organist, spielt in St. Antonius Werke von Bach, Boellmann und Karg-Elert.

Während Wuppertaler Pilger gerade in Rom weilen, hat der Organist des Petersdomes den Weg nach Wuppertal-Barmen gefunden. Im Rahmen des Orgelzyklus an St. Antonius gab Gianluca Libertucci ein Sonderkonzert im gut besuchten Kirchenraum.

Bachs einleitende d-Moll Toccata und Fuge (BWV 538) gerät noch etwas kantig, wenngleich die klanglichen Kontraste gut herausgestellt sind. Die reich verzierten Choralvorspiele laufen leicht und wellengleich ("Christ, unser Herr, zum Jordan kam"). César Francks versunkenes "Andantino" (g-Moll) entbehrt nicht einer gewissen Hektik. In Léon Boellmanns "Suite gothique" von 1895 stellt Libertucci den einleitenden Choral breit und abgehoben vor. Das "Menuet" spielt er nicht zu beschwingt, dem Charakter des Werkes entsprechend. Laut und leise, Nähe und Ferne bestimmen das "Gebet in Notre-Dame", das der Organist faszinierend wie eine ins Unendliche entschwebende Melodie interpretiert. In der berühmten "Toccata" betont er die motorische Qualität der Perpetuum-mobile-Bewegung bis zum großartigen Finale.

Die Studien von Sigfrid Karg-Elert über einen Passacaglia-Bass von Händel (1922) zeigen die ganze Kunstfertigkeit des päpstlichen Organisten: In vielen Soli, Echo-Wirkungen, Läufen und Trillerketten kitzelt er alle Klänge der schönen Klais-Orgel heraus, mischt sie wie ein Maler auf seiner farbenreichen Palette und lässt ein ebenso differenziertes wie atemberaubend vollständiges Klanggemälde erklingen. Das begeisterte Publikum fordert zwei Zugaben in italienischer Manier: kurzweilige, von der Orgel orchestral angereicherte Canzoni.

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