Filmemacher Ein kunstvoller Film, der Lebenshilfe leisten kann

Frank N ist langjähriger Filmemacher und Fotograf in Wuppertal. Im April feiert sein Film „Lost in Transit“ Premiere.

 Szene aus „Lost in Transit“ mit Frank N.

Szene aus „Lost in Transit“ mit Frank N.

Foto: Frank N

Am Anfang war das Fotografieren, über das er zum Filmen fand. Die Digitalisierung brachte ihn wieder zum Fotografieren zurück. Heute sind beide Kunstformen gleichberechtigte Inhalt seines freiberuflichen Wirkens. Und so ist der Wuppertaler Frank Niermann, der sich den griffigen Künstlernamen Frank N gegeben hat, auch 2019 wieder auf beiden Spuren unterwegs. Der nächste Film ist gerade fertig geworden, wird im April der Öffentlichkeit vorgestellt. „Lost in Transit“ ist ein sehr persönlicher, Lebenshilfe leistender Streifen.

Am Anfang herrscht Nacht, ein Mann geht über den Strand in das Meer – eine anonyme Gestalt, die der Zuschauer nur von hinten sieht, bevor sie im Dunkeln verschwindet. Am Ende ist Tag. Ein Mann steht auf einer Strandpromenade, die Kamera ist ihm nah, er dreht sich zum Zuschauer, lächelt, spricht ihn an. Dazwischen liegen 66 Minuten, in denen transparent und nachvollziehbar erzählt wird, wie man in eine Depression hineingeraten und wieder hinausfinden kann. In drei Abschnitte hat Frank N seinen Film aufgeteilt: Das Leben ist ein Geschenk (1), Die Hölle ist hier (2) und Heilung (3). „Der Film erzählt natürlich eine Geschichte“, erklärt Niermann, der eigenes Erleben eingebracht hat, „ohne zu verraten, was im Film wahr, und was fiktiv ist“. Deshalb wählt er auch die selten genutzte Form des Essayfilms, der eine Mischung aus Dokumentation und Spielfilm erlaubt. Das Vorhaben, angestoßen von seiner Therapeutin, habe ihm wirklich geholfen, erzählt der Filmemacher

Über die englische Sprache emotionale Distanz gefunden

Die letzten drei Jahre hat ihn das Projekt immer wieder beschäftigt. Er hat mit seiner Produktionsfirma „Noexit Film“ alles selbst gemacht, was zwar zeitaufwendig, aber preiswerter war. Dass der Film in englischer Sprache gedreht wurde, war zwar ursprünglich dem kleinen Budget und dem Risiko des kommerziellen Fehlschlages geschuldet, hatte aber einen äußerst konstruktiven Effekt. „Ich merkte, dass das Formulieren in einer Sprache, die nicht meine Muttersprache ist, meine Arbeit fokussierter machte, und ich zugleich eine gesunde emotionale Distanz zur Geschichte bekam.“ Herausgekommen ist eine Collage aus langsamen und hektischen, Weite und Enge schaffenden, beruhigenden und beunruhigenden (Reise-)Bildern, die Frank N in Deutschland (auch Wuppertal), den USA, Schweden, den Niederlanden, Belgien, England und Frankreich einfing. Er selbst wird immer wieder eingeblendet, spricht über seine sehr persönlichen Gefühle und Erkenntnisse.

 Frank Niermann wurde 1961 geboren, seine filmische Karriere begann, nach einem Foto- und Film-Design-Studium in Dortmund und Buffalo (NY), mit Kurzfilmen. Seit den 90er Jahren drehte er Tanz-, Dokumentarfilme und Musikvideos, arbeitete mit der New Yorker Kultband Defunkt zusammen, auch mit Tänzerinnen von Pina Bausch. Seine Filme nahmen an nationalen und internationalen Filmfestivals teil, wurden im Fernsehen gesendet. Außerdem organisierte er Film-Präsentationen. Er initiierte das Wuppertaler Kurzfilmfestival, etablierte nach dessen Ende das „CUTS - permanent film festival“, und begründete zusammen mit Mark Tykwer und Mark Rieder das Wuppertaler Open Air Kino, das zunächst an der alten Börse am Viehhof stattfand, bevor es – ohne Frank N – als „Talflimmern“ in die Alte Feuerwache an der Gathe umzog.

Der Fotokünstler Frank N malte zuletzt mit Licht urbane Landschaften („Urban landscapes“), beschäftigte sich mit Edward Hopper („Hopper Revisited“) und seinem Werk oder mit bekannten Persönlichkeiten aus der Kunstgeschichte („Parallelen“). Weitere Ausstellungen folgen im Frühjahr dieses Jahres. Darunter auch eine Videoinstallation und weitere Videoarbeiten.

 „Lost in Transit“ – das Leben als steter Übergang, in den man verloren gehen kann. Das irgendwann vorbei ist. In einer Sequenz seines Films erkennt Frank N, dass der Weg das Ziel sei, er plädiert für das langsame, achtsame Voranschreiten. Wie wahr.

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