Ein Jurist erforscht die Geschichte Heckinghausens

Gerhard Dabringhausen bringt bald ein Buch heraus.

Heckinghausen. Was hat Heckinghausen nicht schon alles erlebt. Garnschmuggler in der Bockmühle; Söldner, die bei den Kriegen anno dazumal durch die Straßen zogen; Auf- und Niedergang vieler Industrien. Den — letztendlich erfolglosen — Kampf ums Bleicherbad in den 1990er Jahren; Oder Jassir Arafats unplanmäßige Hubschrauber-Landung auf dem Sportplatz an der Widukindstraße.

Gerhard Dabringhausen kommt aus dem Erzählen gar nicht mehr heraus. Hier noch ein Anekdötchen, da noch ein paar Jahreszahlen. Genug Stoff für seine „Geschichte Heckinghausens“ hat er längst. Nur das Schreiben, das zog sich zu einer unendlichen Geschichte hin. Im Herbst soll das Werk aber endlich erscheinen. „Ich bin in den letzten Zügen“, sagt der 54-Jährige.

Dabei muss er schmunzeln. Denn angefangen hat er sein Werk bereits in den 1990er Jahren, der Großteil des Textes war schon längst fertig. „Was fehlte, waren damals vor allem die Bilder“, erinnert sich der Hobby-Historiker, der eigentlich als Verwaltungsjurist bei der Stadt Essen arbeitet.

Als die Belastung im Job zunahm, blieb das Projekt auf der Strecke. Gut fünf Jahre lang tat sich bis 2010 nichts mehr, räumt er ein. Erst als Dabringhausen einen Vortrag über Heckinghausens Geschichte hielt, sei er wieder auf das Buch angesprochen worden — und das Feuer entfachte erneut.

Ein Blick in sein Arbeitszimmer und auf die Ordner im Wohnzimmerregal zeigt: Bilder dürfte er jetzt auch genug haben. „Marianne Beckmann, ein ehemaliges Mitglied des Bezirksvereins, hat uns zum Beispiel einiges vermacht“, sagt Dabringhausen, selbst im Bezirksverein aktiv, dessen Historie er ebenfalls erforscht hat.

Ansonsten hat er — auch bei den Texten — vieles zusammengetragen. Entweder aus alten Büchern, den Schriften des Bergischen Geshichtsvereins aus dem 19. Jahrhundert oder Unterlagen aus dem Stadtarchiv. „Sie glauben gar nicht, was man alles findet, wenn man sich da mal ’ne Zeit einsperren lässt.“ Alles habe er gar nicht aufnehmen können. „Man muss ja auch was übrig behalten, wenn in 20 Jahren die zweite Auflage erscheint.“

Ganz „Neues“ habe er zwar nicht gefunden, aber vieles wiederentdeckt. „Heimatforscher haben da gut vorgearbeitet“, sagt er. Dabringhausen wollte alles aber in eine gut lesbare Form bringen, locker und flockig, nicht zu sehr wissenschaftlich. „Ich bin ja auch nicht vom Fach, sondern einfach ein Jurist, der Spaß an Geschichte har.“ Und so wird es auch nicht dröge, wenn Dabringhausen im Gespräch zu erklären versucht, wann Heckinghausen zu welchem Herrschaftsbereich gehörte und wann gerade mal wieder nicht.

Wobei er in seiner Darstellung viel weiter zurückgeht als bloß bis zur ersten Erwähnung Heckinghausens 1466. „Ja klar, eine kurze geologische Einführung gehört auch dazu“, betont Dabringhausen. Die Zeitspanne reicht deshalb bis 410 Millionen Jahre zurück, „als Heckinghausen auf der Südhalbkugel lag“. Der Blick in die Frühgeschichte der Erde habe auch ganz praktische Vorteile, sagt der Heckinghauser. „Jetzt weiß ich wenigstens, warum ich hier immer so Probleme im Garten habe. Im Tal ist der Boden einfach besser.“

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