Ein Chor — nicht nur für Polizisten

Vor dem Frühlingskonzert an diesem Samstag besuchte die WZ eine Probe des Polizeichors. Rock, Pop, Gospel: Das Repertoire wird stetig moderner — um die Zukunft zu sichern.

Wuppertal. Die Proben sind so gut wie abgeschlossen. Die Aufregung ist schon zu spüren — aber davon lassen sich die Sänger nicht aus der Ruhe bringen. Im inneren Kreis sitzen die Frauen, um sie herum haben sich die Männer versammelt. Mit hellen, lauten Stimmen beginnen die Sängerinnen, das Medley des Musicals „Phantom der Oper“ zu singen. Die Antwort der Männer ist tief und sanft. Kaum zu glauben, dass die, die Töne so zart formen können.

„Wir möchten ein Vorurteil endlich aus der Welt schaffen“, sagt Axel Hellwinkel, Vorsitzender des Polizeichores Wuppertal. „Singen gilt oft als weibisch. Echte Männer machen Sport“, vollendet Burkhard Flender den Satz. Wenn Männer sich dann doch mal für einen Chor entschieden haben, musste es ein „kerniger“ Männerchor sein. „Mit einer Flasche Bier neben dem Stuhl während der Probe“, beschreibt der Vorsitzende das stigmatisierende Bild. Seit zwölf Jahren entfernt sich der Polizeichor von diesem Männerchorklischee. Weg von den altmodischen Volksliedern hin zu einem modernen Repertoire, welches sich von Rock über Gospel und Klassik bis hin zur Filmmusik erstreckt.

„Man muss den Zahn der Zeit treffen, um die Menschen als Chor zu begeistern. Das verkrustete Männerchor-Image, wollen wir allemal aufbrechen“, sagt Hellwinkel. Seitdem er die Chorleitung übernommen hat, änderte sich so einiges beim Polizeichor, der 1928 gegründet wurde. Obwohl es anfangs sehr schwer war, die „alten“ Herren von der neuen Ausrichtung des Chores zu überzeugen, hat Hellwinkel von seiner Vision nicht losgelassen. „Er hat gesehen, dass die Männerchöre aussterben und die richtigen Maßnahmen ergriffen“, sagt Flender. Auch er wurde vom modernen Repertoire angelockt.

Vor drei Jahren wehte den gestandenen Männern erneut ein frischer Wind ins Gesicht. Der reine Polizei-Männerchor ist seither Geschichte. „Viele Frauen hatten mich damals angesprochen, ob sie nicht mitsingen könnten“, erzählt Hellwinkel. Aber ein Gemischter Chor sollte es dann doch nicht werden: „Wir wollen, dass die Männerchöre erhalten bleiben.“ Hin und wieder wird aber doch zusammen geprobt — und das hört sich trotz Laienchor-Status richtig professionell an.

„Im Vergleich zur Klassik sind moderne Stücke wie von Phil Collins oder Elton John richtig schwer. Synkopen kannte man früher als Männerchor nicht“, sagt Burkhardt Flender, der im Übrigen beruflich, wie viele andere Mitsänger, nicht bei der Polizei beschäftigt ist. Als Bindeglied sollte schon früher der Chor zwischen der Polizei und den Bürgern vermitteln. Eine Idee, die trotz Neuorientierung, aufrecht gehalten wird.

Am heutigen Samstag um 16 Uhr steht ein großes Konzert für den Polizeichor in der Immanuelskirche an. Mit der Sopranistin Karin Velinova werden die Männer und Frauen ein Programm auf die Beine stellen, welches mit dem alten Bild des Männerchores nichts mehr zu tun hat. Film- und Musicalmusik wird es an der Sternstraße zu hören geben.

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