Ein Auftritt mit Folgen: Neuer Schauspieler löst Alarm aus

Nach dem Vorsprechen nahm Heisam Abbas den falschen Ausgang. Am 9. Juni hat er Premiere.

Wuppertal. Noch gehört Heisam Abbas gar nicht offiziell zum Bühnen-Ensemble — seine neuen Kollegen jedoch hat er bereits in Alarmstimmung versetzt. „Beim Vorsprechen war ich wohl etwas verwirrt“, erzählt der Schauspieler.

Tatsache ist: Als der erste große Test im Opernhaus überstanden war, nahm der 26-Jährige die falsche Tür — und löste prompt Alarm aus. Das war vor einigen Monaten. „Den Weg zur Probebühne finde ich inzwischen“, ergänzt der gebürtige Karlsruher schmunzelnd. Abbas hat gut lachen, wenn er vor seinem ersten Auftritt erzählt: Das Vorsprechen hat bei den Verantwortlichen offensichtlich Eindruck hinterlassen — nicht nur, weil kurzzeitig Alarmstimmung herrschte.

Intendanz und Dramaturgie zumindest hat der Neu-Wuppertaler schon einmal von seinen schauspielerischen Qualitäten überzeugt. Nun gibt’s die erste Gelegenheit, auch das Publikum für sich zu gewinnen: Abbas, der mit Beginn der neuen Saison festes Ensemblemitglied der Wuppertaler Bühnen wird, macht schon jetzt in Barmen Theater.

„Zur schönen Aussicht“ heißt die Komödie von Ödön von Horváth, in denen Abbas den vorbestraften Karl spielt, der als Kellner und Chauffeur in einer Pleite-Pension ums Überleben kämpft. „Es ist schön, dass ich schon mal reinschnuppern und die Leute, das Haus und die Stadt kennenlernen kann“, sagt der Schauspieler, der zurzeit in Barmen „zur Zwischenmiete“ wohnt und im Juni richtig sesshaft werden möchte — auf dem Ölberg.

Apropos: Wie findet er denn seine neue Heimat? „Ich habe noch nicht wirklich viel gesehen. Im Moment probe ich nur.“ Das aber gefällt ihm: „Dass es an den Wuppertaler Bühnen eine Mischung aus modernen Stücken und klassischen Stoffen gibt, finde ich toll.“ Und vor allem: „Hier gibt es auch viel Bewegungstheater. Dass es in diese Richtung geht, finde ich sehr spannend.“

Kein Wunder: Choreografisches Theater kommt Heisam Abbas entgegen. Bewegende Absichten hat er schon früh geäußert: Als Fünfjähriger begann er, Ballett zu tanzen. Ist das nicht eher ungewöhnlich für einen Jungen? Abbas schüttelt den Kopf. „Ich hatte das im Fernsehen gesehen und wollte es auch machen. Ich habe es meinen Eltern gesagt und die haben mich unterstützt. Das war mein erster Zugang zum Theater.“ Seitdem lässt ihn das Rampenlicht nicht mehr los: „Für mich war eigentlich immer klar, dass ich auf die Bühne wollte.“

Klassisches Ballett tanzt er inzwischen nicht mehr — dafür aber demnächst auf Premierenfeiern der Wuppertaler Bühnen. Hellhörig könnte das Publikum nicht zuletzt wegen seines exotischen Namens werden. Was er bedeutet? „Löwe“, sagt der Mann, der vom Sternzeichen her Widder ist. Sein Großvater Ahmed stammt aus dem Sudan, „der Rest der Familie wurde aber in Deutschland geboren“. Ob er ein typischer Widder ist? „Sie meinen: Ob ich mit dem Kopf durch die Wand möchte?“ Abbas lacht — und überlegt. „Ich versuche, mich von ersten Rückschlägen nicht beeinträchtigen zu lassen. Ja, so gesehen passt das Sternzeichen wohl.“

Den Sprung ins Schauspielstudium schaffte er in Rostock beim zweiten Anlauf. Nun folgt sein erstes Festengagement. Bis der Film- und Kinobegeisterte offiziell dazugehört, gibt er erst mal den vorbestraften Kellner — und hat noch etwas Zeit, im Opernhaus auf den rechten Weg zu kommen. Den falschen Ausgang will er künftig jedenfalls meiden.

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