Theater Die Vorstadtkrokodile sind zurück

Das Kinder- und Jugendtheater lässt mit den „Vorstadtkrokodilen“ die Welt der 1970er-Jahre wieder aufleben.

Theater: Die Vorstadtkrokodile sind zurück
Foto: Karola Brüggemann

Wuppertal. Schlaghosen, orange gemusterte Tapeten, Cowboy-Westen: Matthias Brandebusemeyer lässt bei den Vorstadtkrokodilen im Kinder- und Jugendtheater die 1970er Jahre wieder aufstehen. Während die Kinder gebannt der Geschichte folgen, lachen die Erwachsenen über den Reiseruf „Frau Karola Brüggemann, unterwegs in einem grünen Ford Taunus…“ — und über das Tritop-Getränk.

Viel Aufwand und Zeit hat das Team des Kinder- und Jugendtheaters investiert, um all die Requisiten und Kleidung im Stil der 1970er Jahre zusammenzubekommen.

Gleichzeitig entlarvt dieses 1976 geschriebene Stück, welch starke Vorurteile damals bei vielen Menschen herrschten: Alle Erwachsenen des Stücks reden abwertend über „die Itaker“, die Gastarbeiter in der nahen Siedlung. Völlig offen diskriminieren der Minigolfplatz-Besitzer und sogar der Polizist den Rollstuhlfahrer Kurt.

Sehr schön spielen die sieben jungen Darsteller die Bandenmitglieder, die sich gegenseitig aufziehen, dann aber wieder zusammenhalten. Die Wortführer Olaf (Daniel Hasenmayer) und Frank (Johannes Klein) zwingen erst Hannes (Lasse Ulbricht) zur Mutprobe. Als er dabei abrutscht und hilflos an der Dachkante hängt, rücken die Feuerwehrmänner mit einer Leiter an. Kurt (Leon Sönnecken), der im Rollstuhl am Fenster sitzt und alles beobachtet, hat die Feuerwehr alarmiert und dadurch Hannes gerettet. Trotzdem bedankt sich Hannes nur widerwillig bei Kurt.

Ebenso groß sind die Vorbehalte der anderen Bandenmitglieder gegenüber dem „Krüppel“. Eindringlich zeigt Brandebusemeyer die Unsicherheit der Kinder im Umgang miteinander — doch auch, wie schnell diese Unsicherheit in Interesse füreinander und in Freundschaft umschlagen kann. Denn Kurt hat nachts einen Einbruch beobachtet. Jetzt wollen die Kinder gemeinsam die Diebe finden, die noch dazu ihr Diebesgut in der gleichen verlassenen Fabrik lagern, in der sich auch die Bande trifft.

Laurentiu Tuturuga hat diesmal ein halbrundes, hohes Bühnenelement geschaffen, das von der Innenseite Kurts Zimmer und von außen die Fabrik darstellt. Auseinandergeklappt bilden die Teile außerdem den Treffpunkt und die Polizeistation.

Thomas Wansing untermalt die Umbaupausen mit poppiger Musik. Nach 80 Minuten sind die Diebe geschnappt, und Kinder und Erwachsene spenden begeisterten Applaus.

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