Die Sinfoniker und das liebe Geld: Gutachten sorgt für Spekulationen

Empfiehlt Actori die Fusion? Hat Wuppertal gar kein A-Orchester? Drei Oberbürgermeister wissen mehr als sie sagen.

Wuppertal. Die einen wissen nichts, andere halten sich bedeckt. Die Verwirrung um das Actori-Gutachten zur Zukunft der Kulturlandschaft der drei bergischen Großstädte ist groß. Eigentlich gingen die Oberbürgermeister nach WZ-Informationen davon aus, dass ihnen der schriftliche Bericht am Freitag übergeben wird.

Anschließend sollte er an die Ratsfraktionen weitergeleitet und der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dazu kam es aber nicht — wegen „Abstimmungsproblemen“ zwischen den Oberbürgermeistern und den Gutachtern, so lautet zumindest die offizielle Version von Remscheids Kulturdezernent Christian Henkelmann. Von einem „Büroversehen“ war die Rede.

Im Wuppertaler Rathaus hieß es am Freitag, dass lediglich die „Rohdaten“ des Gutachtens mündlich vorgetragen worden seien. Offizielle Stellungnahmen zu den Inhalten gab es am Freitag aus den Rathäusern hingegen nicht.

Nach WZ-Informationen gibt es einen guten Grund für die Zurückhaltung: Die Gutachter kommen zu Ergebnissen, die die Oberbürgermeister erst einmal verdauen müssen. Brisant ist vor allem dieser Aspekt: Actori sieht in einer Fusion der Bergischen Symphoniker (Remscheid und Solingen) mit dem Wuppertaler Sinfonieorchester offenbar das größte Einsparpotenzial.

Der Zusammenschluss der beiden Orchester ist bei Kulturpolitikern höchst umstritten. Eine Fusion würde sich nach Einschätzung der Gutachter nicht sofort, wohl aber nach einigen Jahren spürbar rechnen.

Nach WZ-Informationen soll das Gutachten zu dem Schluss kommen, dass das Wuppertaler Sinfonieorchester nicht wie bisher angenommen als A-, sondern — wie auch die Bergischen Symphoniker — nur als B-Orchester einzustufen ist. Dies würde nicht nur das kulturelle Selbstverständnis der Stadt treffen, sondern auch die Verhandlungsbasis bei einer möglichen Fusion schwächen.

Enno Schaarwächter, Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen, bestätigte am Freitag auf WZ-Nachfrage, dass bisher nur die Oberbürgermeister informiert worden seien. Er selbst habe das Gutachten noch nicht gesehen. Offiziell vorgestellt werden soll es am 2. Februar — in einem Pressegespräch im Haus Müngsten. Am Mittwoch, 9. Februar, werden Actori-Gutachter dann auch dem Wuppertaler Kulturausschuss Rede und Antwort stehen.

Spannend wird die Diskussion um eine mögliche Fusion der beiden Orchester vor allem deswegen, weil die von der Bezirksregierung verfügte Wiederbesetzungssperre bei wegfallenden Stellen in Wuppertal dazu geführt hat, dass nach WZ-Informationen derzeit zehn Musikern bei den Wuppertaler Sinfonikern fehlen sollen. „Auf Dauer kann die Qualität beim Sinfonieorchester nicht sichergestellt werden, wenn keine Musiker eingestellt werden dürfen“, heißt es aus der Politik.

Spielt die Wuppertaler Stadtspitze also auf Zeit und hofft, ihr A-Orchester erhalten zu können, wenn die Nothaushaltsführung erst einmal beendet ist? Das könnte dann der Fall sein, wenn sich Bund und Land auf Hilfe für die Stadt geeinigt haben.

Nein, unken hier wiederum Insider, denn selbst bei einer Hilfe von Bund und Land müsste die Stadt weitere Einsparungen erbringen, um das Haushaltsloch komplett zu schließen. In der Tat hatte Kämmerer Johannes Slawig die Bürger in der WZ schon auf ein weiteres Sparpaket eingestimmt. Niemand geht davon aus, dass im Sozialhaushalt gespart wird, der Kulturhaushalt könnte also der Steinbruch der Begehrlichkeiten werden.

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