Die Sinfoniker freuen sich auf den Rosenkavalier

Toshiyuki Kamioka weiß, wie man Musiker auf den 1. Januar einschwört: Das städtische Orchester läutet das neue Jahr ein.

Wuppertal. Andere mögen Luftgitarre spielen. Generalmusikdirektor Toshiyuki Kamioka macht lieber einen Presslufthammer nach. Ruckartig natürlich, aber auch filigran - so, wie es sich für einen Dirigenten gehört. Der gebürtige Japaner ist in seinem Element. Im Probenraum an der Burgunderstraße bereitet er sich auf die erste große Herausforderung des neuen Jahres vor: auf das Neujahrskonzert, das am 1. Januar in der Stadthalle über die Bühne geht.

Damit die Sinfoniker beim richtigen Auftritt keinen falschen Druck auf ihre Instrumente ausüben, gibt’s bei der Probe einen gut gemeinten Hinweis: "Wir sind nicht auf einer Baustelle." Kamioka unterstreicht seine Feststellung mit echter Handarbeit, macht demonstrative Bewegungen wie an einem Presslufthammer und erwartet von der Gegenseite etwas mehr Zurückhaltung. "Bitte nicht zu viel betonen", wünscht sich der 48-Jährige und lässt deshalb ruhig Voraussicht sprechen: "Beim nächsten Mal nicht ganz so hektisch, bitte."

Immer langsam also, denn der "Rosenkavalier", den das Sinfonieorchester zu Neujahr ankündigt, braucht das nötige Taktgefühl. "Ein bisschen lächeln, nicht kämpfen", rät Kamioka einer ganzen Instrumentengruppe. Auch den Sitznachbarn gilt ein aufmunterndes Lächeln: "Ein bisschen mehr Ausstrahlung wäre perfekt." Am Ende lohnt sich der Feinschliff - für beide Seiten. "Sehr schön", sagt Kamioka. "Das klingt wunderbar."

Und schon ist es wieder da: der selige Gesichtsausdruck, der erahnen lässt, dass der Orchesterchef nur allzu gern im Reich der schönen Töne versinkt, wenn er dirigiert. Kamioka zieht alle Blicke auf sich - im Konzert genauso wie bei der Probe.

Hier wie dort gibt’s eine Mischung aus Ruhe und Energie: Entweder tanzt Kamioka wie elektrisiert im Takt der Musik - oder er lehnt sich beseelt zurück und stützt sich gelassen mit einer Hand ab. Eines ist ohne Publikum allerdings anders: Der Japaner, der seit 2004 im Tal den Ton angibt, summt seinen Sinfonikern auch mal vor, wie er’s gerne hätte ("Pim - Pam - Pam").

Drei bis vier Kilogramm nimmt Kamioka pro Konzert ab. "Danach wird immer viel gegessen", verrät er verschmitzt. Das dürfte auch am Neujahrstag so sein. Zumal er am Abend vorher Verzicht übt: Groß gefeiert wird nicht. Am 1. Januar muss er schließlich topfit sein - für Richard Strauss und seine "Rosenkavalier-Suite", aber auch für Franz von Suppé und "Die leichte Kavallerie". Und natürlich für das Publikum in der Stadthalle, das sich im Walzertakt sicher nicht wie auf einer Baustelle fühlt.

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