Die Kunst-Institution vom Ölberg

Christine Ostermann gibt die Backstubengalerie nach 40 Jahren in neue Hände.

Die Kunst-Institution vom Ölberg
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Es hat sich einfach so ergeben — dass Christine Ostermann zur Institution geworden ist. 1975 hat sie die Backstuben-Galerie in der Schreinerstraße eröffnet. Jetzt läuft ihre letzte Ausstellung: Mit Hiltrud Meusel hat sie vor 40 Jahren angefangen, mit ihren Bildern (und einigen Porträts von Beatrice Libonati) hört sie auf.

Eigentlich hatte die vierfache Mutter die ehemalige Bäckerei damals nur gemietet, weil George, der amerikanische Dauergast der Familie, mit seinem Klavierspiel den Zorn des Nachbarn in der Lüntenbeck erregte. Fortan übten George und andere Musiker hinten in der Backstube, vorn malte Christine und stellte die fertigen Bilder ins Ladenlokal.

„Das war damals etwas völlig Neues auf dem Ölberg“, sagt sie. Künstler kamen und klönten — und ehe sie sich versah, gingen die Ausstellungen los. Ziemlich prominente und gänzlich unbekannte Künstler hat sie gezeigt. „Ich habe immer acht Ausstellungen pro Jahr gemacht — das ist viel.“ Bis heute herrscht bei den Eröffnungen drangvolle Enge und beste Stimmung.

Reich wird man mit einer Galerie nicht — „um Gottes willen, natürlich nicht. Aber es hat mir sehr viel Freude gemacht.“ Nicht immer kam durch die Ausstellungen genug Geld für die Miete herein. Deshalb hat die gelernte Krankenschwester 1985 bei der Bahnhofsmission angefangen — vormittags hat sie dort Frühstück gemacht, Suppe gekocht, Trost zugesprochen, danach ist sie in die Schreinerstraße gegangen und hat die Kohleöfen gefüttert.

Christine Ostermann stützt sich auf einen Stock, geht leicht gebeugt: „Ich werde 82, im September bekomme ich meinen dritten Herzschrittmacher. Es ist Zeit, dass ich es mir etwas einfacher mache.“ Dennoch hat sie einen Kuchen für die Kaffeerunde gebacken, zur letzten Vernissage gab es wie immer ein Buffet: „Ich muss doch etwas da haben.“

Die Arbeitsverteilung war immer klar: „Der Künstler hängt die Bilder auf, ich bewirte und unterhalte die Gäste.“ Die Galeristin lacht: „Im Moment ist es ganz schlimm, alle kommen noch mal. Aber daran sieht man ja, dass es ihnen gefallen hat.“

Christine Ostermann geht, die Backstubengalerie bleibt. Ihre Nachfolge hat sich wieder „einfach ergeben“: Die Wuppertaler Künstlerin Sabine Kremer, die auch schon dort ausgestellt hat, und ihre Kollegin Karin Schwertner werden die Galerie ab 1. Januar weiterbetreiben. Das Klavier, mit dem alles begann, lässt Christina Ostermann ihnen da.

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