50er-Jahre-Bauten in Wuppertal Sopp’scher Pavillon: Als das Auto noch Symbol einer mobilen Gesellschaft war

Wuppertal · Ehemaliger Tankstellen-Gebäudekomplex neben dem Schauspielhaus an der Kluse ist ein schützenswertes Erbe der 50er Jahre.

 Blick auf den Sopp‘schen Pavillon. Dort befindet sich seit Jahren die Metalkneipe Underground.

Blick auf den Sopp‘schen Pavillon. Dort befindet sich seit Jahren die Metalkneipe Underground.

Foto: JA/Fischer, A. (f22)

Seine Geschichte ist wechselhaft, stand schon mehrfach vor dem Ende. Entsprechend vielfältig sind die Namen, die man dem Gebäudekonglomerat gab, das immer noch deutlich als Tankstelle mit Werkstatt und Ausstellungsbereich aus den 1950er Jahren erkennbar ist. Seit einigen Jahren ist hier eine Metalkneipe zuhause. Die Zukunft des ziemlich heruntergekommenen Sopp’schen Pavillons, im Schatten des Schauspielhauses gelegen, ist mittlerweile mit dessen Zukunft eng verwoben.

Seine Geschichte beginnt im Jahr 1954 auf dem Gelände an der Kluse, das als Mischgebiet aus Gewerbe, Industrie und Wohnungen ausgewiesen ist. Im Hintergrund ist auf einem alten Foto noch eine Fabrik zu sehen – dort wo 1964 das Schauspielhaus gebaut wurde. Die Grundstückseigentümer Adam Kals und Wilhelm Sopp lassen einen ein- bis zweigeschossigen Baukörper mit großer Autowerkstatt und westlich vorspringendem, eingeschossigem, großflächig verglastem Verkaufskiosk errichten. 1956 wird er an der östlichen Seite durch eine Wagenpflegestation mit Tankstelle erweitert.

Beide Gebäude weisen die typische Formensprache der 1950er Jahre auf. „Gerundete, teils verglaste Eckausführungen sowie weite, dem Grundriss folgende Flachdachüberstände, fügen sich durch diese einheitliche Formgebung zu einer homogenen Einheit zusammen“, lautet die Beschreibung in der Denkmalliste der Stadt. Denkmalschutz erhält das Gebäudekonglomerat übrigens (erst) 1998, weil es „den modernen Tankstellentypus der Nachkriegszeit... und die fortschrittliche Entwicklung Wuppertals auf dem Gebiet des straßengebundenen Verkehrs dokumentiert... hinsichtlich Formgebung und Materialwahl typische Stilmerkmale der 1950er Jahre aufweist“. Kurz, weil es „ein wichtiges architektonisches Dokument der Nachkriegszeit“ ist.

1991 verkauft Ilse Sopp den Pavillon an die Stadt

Zuvor dient der Tankstellenkomplex viele Jahre seiner ursprünglichen Bestimmung. Bis in die 1980er Jahre hinein werden hier noch Motorräder verkauft. Schöner werden die Gebäude aber nicht. Im Gegenteil nagt der Zahn der Zeit. Ein kleiner, ovaler, rundum verglaster Ausstellungssolitär aus den Anfangszeiten der Tankstelle wird abgerissen. 1991 verkauft Ilse Sopp an die Stadt – die Bezeichnung Sopp’scher Pavillon bürgert sich ein. Als die B7 in den 1990er Jahren umgestaltet werden soll, droht der Abriss. Die damaligen Planungen des Wupperbogens (inklusive neuem Schwebebahnhof Kluse) sehen dort eine Freifläche als Bestandteil einer „Kulturinsel“ vor. Dazu kommt es zwar mangels Finanzierung nicht, eine erneute gewerbliche Nutzung will die Stadt aber auch nicht. Damals tritt eine Investorengruppe auf den Plan, will ein Kulturangebot etablieren, in anglo-amerikanischer Clubtradition für Konzerte, Disco und Kabarett – sie weckt Hoffnungen beim Kulturdezernat, das seit längerem eine dritte Spielstätte fordert. Ende 1997 ist es soweit: Die „Interessengemeinschaft Wupperbogen“ – Herbert und Georg Hess, Hans-Peter Hilby und Markus Kammann, die alle bestens mit der Wuppertaler Kulturszene vertraut sind – eröffnen den „Pavillon“.

Discothek, Musikcafé, Bistro und nun Metalkneipe

Bis 2012 wird der Soff’sche Pavillon als Discothek, Musikcafé und Bistro genutzt, im Sommer ergänzt durch einen Biergartenbetrieb. Unzählige Schauspielhausbesucher schätzen die Lokalität vor und nach den Aufführungen. 2013 wird das Schauspielhaus geschlossen, eröffnet im Pavillon erstmals die Metalkneipe „Underground“, die hier seither zu Live-Konzerten, Poetry Slam, Lesungen, Ausstellungen und weiteren Veranstaltungen einlädt. Der Pachtvertrag mit der Stadt wird jährlich verlängert.

Die Zukunft ist – trotz Denkmalschutz – offen, wird sich aber in nächster Zeit klären. Seitdem der Durchführungsbeschluss für das Pina Bausch Zentrum gefasst ist, das im Schauspielhaus nebst seitlichem Neubau unterkommen soll, wird wieder geplant. Derzeit wird der Architekturwettbewerb vorbereitet, der „den Pavillon einbezieht“, erklärt Andrea Nickl, Produktmanagerin beim Gebäudemanagement Wuppertal. Denkbar sind viele Lösungen, so wie es viele verschiedene Integrationsstufen gibt. Markus Truskawa, Teamleiter Denkmalschutz, erinnert an die Bedeutung des Verkehrsbauwerks: „Es steht für die Aufbruchstimmung, für die mobile Gesellschaft, deren Symbol das Auto war.“

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