Kultur in Wuppertal Der Kampf für einen höheren Stellenwert des Sprechtheaters

Initiative für das Schauspielhaus startet ins fünfte Jahr. Sorge ums Ensemble und Forderung nach einer Perspektive.

Kultur in Wuppertal: Der Kampf für einen höheren Stellenwert des Sprechtheaters
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Der Elan ist ungebrochen: Auch nach gut vier Jahren treffen sich die Mitglieder der Schauspielhaus Wuppertal-Initiative regelmäßig, lassen in ihrem Einsatz für die Zukunft des Sprechtheaters der Stadt nicht nach. Nun befürchten sie neue Unbill, weil Personal- und Zuschussplanungen nur bis zum Jahresende gesichert seien. Ein Thema, das die Theaterbegeisterten bei ihrer Sitzung am Mittwoch beschäftigte.

Die Empörung war groß, als sich nach der Aufführung im denkmalgeschützten Schauspielhaus an der Kluse Ende Juni 2013 zum letzten Mal die Vorhänge schlossen. Spontan wurde damals die Initiative zur Rettung des Gebäudes gegründet, erinnert sich Wolfgang Richel lebhaft. Eine Universitätsstadt ohne Theater, das schien undenkbar. Zahlreiche Bürger folgten damals dem Aufruf, den 47. Geburtstag des Hauses vor dem Schauspielhaus gemeinsam zu begehen. Man erinnerte an dessen Eröffnung am 25. September 1966 und Heinrich Bölls Rede „Die Kunst muss zu weit gehen“ und forderte nicht zum letzten Mal, das Gebäude mit integriertem Schauspiel-Betrieb wieder als Haus der Kultur zu betreiben.

Gute vier Jahre, viele Aufrufe und Gesprächsrunden mit Betroffenen, Experten oder Vertretern der Stadt und viele offene Fragen später ist das Haus nach wie vor geschlossen, steht aber vor einer neuen Zukunft als Pina-Bausch-Zentrum. Entscheidenden Anteil daran haben Land und Bund, die wichtige Fördermittel in Aussicht gestellt haben. Das Sprechtheater der Stadt spielt im Opernhaus und auf der Bühne am Engelsgarten — auch wenn sich die Mitglieder der Schauspielhaus-Initiative auch einen Zugang zum „wunderbaren Haus“ an der Kluse wünschen.

Beim Treffen am Mittwoch machte Gabriele Hain auf neue Finanzierungsmöglichkeiten des Landes aufmerksam. Die neue Landesregierung habe 300 Millionen Euro für die Kultur in Aussicht gestellt. Freilich müsse die Stadt dabei auch Engagement zeigen und nicht nur auf Schuldenbremse und nur unter Vorbehalt genehmigte Haushalte verweisen. Es fehle auch ein Kulturentwicklungskonzept, eine Perspektive: „Die Stadt muss sich überlegen, was einer Großstadtbevölkerung gerecht wird.“

Sorgen macht man sich auch um die Schauspieler selbst, fürchtet, dass diese kündigen und den aktuellen Neuanfang mit seinen vielfältigen Aktivitäten unter Intendant Thomas Braus gefährden könnten. Karl Martin Heinemann sprach allen aus dem Herzen: „Ich will hier in der Stadt Kultur haben.“ Und Detlef Schmitz plädierte dafür, der jahrhundertealten Theatertradition der Stadt gemäß dem Theater den ihm gebührenden Stellenwert wieder zu verschaffen.

Eine Nachfrage der WZ bei Wuppertals Kulturdezernent Matthias Nocke kann den Zeitdruck ein wenig nehmen: So sei eine Vertragsverlängerung des frischgebackenen Intendanten im Gange, bestünde Planungs- und Finanzierungssicherheit bis Ende der Spielzeit 2020/21. Der Haushaltplan für 2018/19 weist Betriebskostenzuschüsse für die Theater Betriebs GmbH von 16 525 000 Euro (2018) vor, die — jährlich steigend — im Jahr 2022 16 980 000 Euro erreichen. Nocke: „Hinzu kommen noch die 1,2 Millionen Euro im Jahr, die die Stadtsparkasse gibt.“

Ansonsten gelte (für alle): ins Theater gehen. Die Mitglieder der Schauspielhaus-Initiative tun das sowieso.

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