Der Bombenfund im Kinderzimmer

Ob Kater Findus, Pippi Langstrumpf, Pumuckel oder Tiger und Bär — die „Helden deiner Kindheit“ sind jetzt alle auf einer Bühne in einem integrativen Projekt vereint.

Gut, dass Mary Poppins aus dem Bild im Rahmen der kleinen Jasmin abends beim Aufräumen hilft: Mit einem Fingerschnipsen landen die Puppen und Kuscheltiere in ihren Boxen und Regalen. Für das Kind aber erwachen im Traum Figuren: Alle Buch- und Fernseh-Helden werden in der Nacht lebendig.

Unter dem Titel „Helden deiner Kindheit“ hat die Theatergruppe für behinderte und nichtbehinderte Menschen zusammen mit dem Verein „Mit-Menschen Wuppertal“ in ihrer nunmehr fünften Produktion einen kurzweiligen Abend gestaltet und sich an die eigenen „Helden“ aus der Kinderzeit erinnert. Alle sind sie da: Die starke Pippi Langstrumpf, die gut flunkern kann, und die kleine Hexe, Pumuckel mit dem roten Haar und Tiger und Bär, die Panama suchen, aber zu Hause landen. Das Sams fehlt nicht, dem die lustigen Reime nur so von den Lippen purzeln: „Das Sams, das schüttelt´s Bäumelein, da fällt herab ein Zentnerschwein.“ Und Findus, der Kater, der immer auf der Suche nach seinen Fleischklößchen ist, beschuldigt alle, sie genommen zu haben — ganz im Stil vom Kinderreim: „Wer hat den Keks aus der Dose geklaut?“ Hier wie dort mit chorischem Sprechen und Solo-Antworten. Auch Lasse und Inga aus Bullerbü und das Krümelmonster helfen mit Rat und Tat. Denn die mächtige Divatox im prächtigen Goldgewand, die dem riesigen Fernseher unter waberndem Weltraumdunst entsteigt, plant mit ihren beiden Kumpanen nichts Geringeres, als die Weltherrschaft an sich zu reißen. Dass dafür eine Bombe hochgehen muss, bringt die Kinder-Helden aus dem Konzept und auch die Power Rangers können nichts ausrichten. Denn die Bombe findet zufällig der starke Bär und schläft mit ihr ein.

Markus Höller setzt die ebenso bunte wie spannungsreiche Handlung in Szene und zeichnet auch für Bühne und schmucke Kostüme verantwortlich. Jede Rolle ist mit Liebe durchdacht und so gefasst, dass keiner überfordert wird. Es braucht nämlich keine hektischen Bewegungen und keine langen Dialoge, um das Stück lebendig und lustig zu machen. Wie alle versuchen, die Bombe zu entschärfen, ob sie am Ende doch hochgeht, was die kleine Hexe zaubert, wie man einen dicken Bär auf einem Skateboard transportiert, wer am Ende siegt und wie ein Traum in die Realität zurückführt, wird nicht verraten: Das muss man selbst erlebt haben.

Und für die mutige Theatergruppe mit der großen Spiellust trifft das Zitat von Astrid Lindgren sicher zu, das im Programmheft abgedruckt ist: „Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar.“

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