Daumendrücken hat geholfen: Laienmusiker entfalten sich

Der Instrumental-Verein überzeugte am Sonntag in der Stadthalle. Christof Hilger ließ den Solo-Instrumenten genügend Raum.

Wuppertal. "Drückt uns die Daumen, damit alles klappt." Diesen Wunsch der Musiker hört man gleich mehrfach vor dem Konzert des Instrumental-Vereins Wuppertal im großen, voll besetzten Stadthallen-Saal. Und das Daumendrücken von Verwandten und Bekannten hat offenbar genutzt: Ohne größere Patzer bewältigt das älteste Laienorchester der Region sein Festkonzert zum 180.Bestehen, für das Dirigent Christof Hilger ein anspruchsvolles Programm einstudiert hatte.

Vollmundig geht das Orchester die Ouvertüre zur Mozart-Oper "Titus" an. Mit angemessen plakativer Dynamik gestaltet es die heroisch-auftrumpfende Musik anlässlich der Kaiser-Krönung. Mit Beethovens fünftem Es-Dur-Klavierkonzert steht die energisch-optimistische Musik des Klassikers auf dem Programm.

Manfred Aust übernimmt den Klavierpart, dem anfangs in der Aufregung einige verhuschte Läufe und Spielfehler unterlaufen. Nach einigen Takten hat sich auch die gemeinsame Tempogestaltung eingependelt.

Das Orchester nimmt sich oft sehr zurück - es dürfte in den Soli der Instrumentengruppen durchaus stärker gewichten. Denn trotz individueller Ausprägung des Klavierparts wird dieser nie Selbstzweck, sondern soll sich in die sinfonische Konzeption einfügen. Das angenehm langsam genommene "Adagio" spielt das Orchester weich und romantisch - mit überzeugendem Ausdruck der meditativen, sehnsuchtsvollen Stimmung.

Das mitatmende Spiel mit dem Klavier wird hin und wieder durch die individuelle Tempogestaltung des Pianisten gefährdet. Das finale Rondo überrascht mit satten und schwungvoll gestalteten Tutti. Dennoch sind Intonationstrübungen bei Blech und Pauke nicht ganz zu überhören.

Die partnerschaftlichen Bezüge und der brillante Glanz des Soloparts werden vorzüglich herausgestellt. Zu Recht applaudiert das Publikum heftig, unbekümmert und begeistert auch zwischen den Sätzen.

Nur selten hört man in Konzerten die dritte, am Vorbild Beethoven geschulte C-Dur-Sinfonie von Nikolaj Rimskij-Korsakow. Zu Unrecht, wie der Instrumental-Verein in konzentriertem Spiel beweist. Dabei bietet die kontrapunktische Dichte der Komposition durchaus Knackpunkte. Das gilt vor allem für die Gestaltung der eher unspezifischen Musik.

Christof Hilger umgeht dies mit Energie und Weitsicht. Er lässt den Solo-Instrumenten genügend Raum, um sich zu entfalten, was die Laien-Musiker mit schönem und kantablem Spiel nutzen.

Die Blechbläser können unbedingt darauf vertrauen, dass sie gehört werden - egal, wie leise sie spielen. Tändelnd verläuft das Scherzo-Rondo, eigenwillig die Arabesken des Andante. Eingängig ist die Thematik des Finalsatzes, dessen Ausschweifungen nur schwer ein Ende finden.

Das Däumchendrücken hat also genutzt - Musiker und Publikum sind gleichermaßen erleichtert und begeistert.

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