Wuppertaler Kultur Das Tic macht einen Ausflug in die Welt der Psychiatrie

Fitzeks „Die Therapie“ geht über übliche Krimis hinaus. Karten fast ausverkauft.

 Nina Jestel spielt Anna Spiegel, Leon Gleser gibt den Psychiater Viktor Larenz.

Nina Jestel spielt Anna Spiegel, Leon Gleser gibt den Psychiater Viktor Larenz.

Foto: TiC/Martin Mazur

Ein tiefes Schwarz soll herrschen. Zu Beginn werden die Zuschauer im TiC extra aufgefordert, sämtliche Lichtquellen auszuschalten. Doch es ist nicht das undurchdringliche Dunkel, das bei der Premiere von „Die Therapie“ nach dem Bestseller von Sebastian Fitzek für Spannung sorgt; es sind die Dialoge und die Furcht vor dem, was als nächstes passieren könnte, die eine atemlose Stille im Zuschauerraum hervorrufen.

Die Premiere musste wegen Krankheit verschoben werden, doch jetzt präsentiert sich das kleine Ensemble perfekt vorbereitet. Ralf Budde inszeniert eine anfangs völlig harmlose Situation im Ferienhaus auf einer kleinen Nordseeinsel, die in feinen Stufen immer mehr eskaliert. Schade ist nur, dass das Bühnenbild von Jan Bauerdick und Benedikt Fiebig mit großem Marmor-Kamin und dunkler Holztäfelung eher an ein englisches Herrenhaus statt an ein Nordsee-Domizil erinnert.

Leon Gleser gibt dem Psychiater Dr. Viktor Larenz viele Nuancen. Anfangs zeigt er ihn als stabilen, weltgewandten Mann, der in das abgelegene Häuschen flüchtet, um in Ruhe ein Interview zu schreiben. Doch dann taucht dort die rätselhafte, junge Anna Spiegel auf, angeblich eine Schriftstellerin für Kinderbücher. Nina Jestel spielt sie mit starrem Gesichtsausdruck – vom ersten Auftritt an haftet ihr etwas Irreales, Unwirkliches an. Obwohl sie mit Dr. Larenz ganz normal spricht oder Tee ausschenkt, bleibt sie doch seltsam abwesend und zurückhaltend. Ihr plötzliches Erscheinen an der Terrassentür erschreckt den Psychiater immer wieder.

Ihre Geschichte verunsichert ihn zusätzlich: Alle Gestalten aus ihren Büchern, so schildert die junge Frau dem Psychiater, tauchen in der Realität auf. Dann erzählt sie von Charlotte – und Larenz sieht sofort viele Parallelen zu seiner Tochter, die vier Jahre zuvor spurlos verschwunden ist. Immer mehr entgleiten seine Gesichtszüge. Seine Bewegungen werden fahrig, angstvoll stolpert er durch das Zimmer. Dass der Dorfbürgermeister Halberstaedt (Joachim Rettig) immer wieder auftaucht und ihn vor der jungen Dame warnt, macht die Sache nicht besser.

Zwischen den Besuchen von Anna Spiegel telefoniert Larenz immer wieder mit seinem Freund Kai (André Klem), einem Privatdetektiv. Dieser soll die von der Frau geschilderten Sachverhalte überprüfen – und kann sie immer wieder bestätigen. Draußen tobt ein Sturm und verhindert so ein Verlassen der Insel.

Während bis zur Pause die Spannung linear aufgebaut wird, folgen anschließend immer wieder neue überraschende Wendungen. Wer das Buch vorher nicht gelesen hat, wird vom Ende verblüfft. Ein Thriller, der über die üblichen TiC-Krimis hinausgeht und einen Ausflug in die Welt der Psychiatrie bietet.

„Die Therapie“ dauert zwei Stunden mit Pause. Bisher sind Vorstellungen bis Ende April geplant, viele Vorstellungen jedoch schon ausverkauft.

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