Das Publikum fordern, nicht überfordern

Jens Kalkhorst vom Talton-Theater über den aktuellen Spielplan und die Situation der Bühne in der ehemaligen Gold-Zack-Fabrik.

Das Publikum fordern, nicht überfordern
Foto: Joachim Schmitz

Wuppertal. Er nimmt die Wünsche seines Publikums ernst. „Es will unterhalten, aber nicht für dumm verkauft, ge- aber nicht überfordert werden“, stellt Jens Kalkhorst, künstlerischer Leiter des Talton-Theaters, das Programm der neuen Spielzeit vor. Die ist im September mit „Wir sind die Neuen“ gut angelaufen, einer „leisen Komödie mit heiterer Grundlage“ um eine WG aus Alt-68ern nach der Filmkomödie von Ralf Westhoff. Zwei Zusatztermine wurden bereits angesetzt.

Insgesamt wartet die seit fünf Jahren in der ehemaligen Gold-Zack-Fabrik untergebrachten Bühne mit neun Produktionen auf. Eine Mischung aus 80 Prozent Komödien und 20 Prozent Dramen. Kalkhorst: „Allerdings vermeiden wir Tralala-Komik, setzen auf pfiffige Komödien mit Köpfchen.“ Dazu zählt sicherlich „Trink nicht — stirb trotzdem“ von Sam Bobrick, die nächste Premiere im Haus. „Das ist eine Parodie einer Krimikomödie mit sehr überzeichneten Charakteren, rasantem Verlauf und skurriler Auflösung“, schwärmt Kalkhorst. Unterhaltsam und mit einer „kleinen philosophischen Note“ kommt „Im Himmel ist kein Zimmer frei“ von Jean Stuart daher. Die klassische Verwechslungskomödie wird in der Weihnachtszeit gespielt.

Zu den Stücken, die Kalkhorst, der eine hohe Affinität zu Klassikern hat, schon mit 20 spielen wollte, gehört „Hexenjagd“ von Arthur Miller. Das Plädoyer für Zivilcourage passe gut in eine Zeit, in der der Ton in der Öffentlichkeit rauer geworden, in der Shitstorms und Fakenews gang und gäbe seien. Der „Gerichts-Thriller in historischem Gewand“ sei auch ein Dankeschön an die Schauspieler, die hier ihr Können zeigen können.

Die letzte Spielzeit war die beste, setzte mit knapp 6000 Zuschauern — an die 50 im Abonnement — die Messlatte höher. Weshalb der Überraschungserfolg von William Gibson, „Licht im Dunkel“, eine unter die Haut gehende Geschichte über Kommunikation, weiter auf dem Spielplan steht.

Nach oben zeigen nicht nur die Besucherzahlen. Auch die finanzielle Situation ist seit Jahresbeginn etwas besser. Seither wird das Theater mit 12 000 Euro gefördert, die erlauben, dass der studierte Musikwissenschaftler Kalkhorst neben Geschäftsführer David-Veit Meister hauptberuflich arbeiten kann und Reparaturarbeiten am Haus erfolgen konnten. Die aktuell 40 Schauspieler dagegen spielen ohne Gage, aber mit großem Engagement und hoher Professionalität. Kalkhorst: „Eine Win-win-Situation für uns alle.“

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