Das Klärwerk als Kunstort

Kunstfluss Wupper: Ulrika Eller-Rüter präsentiert eine Dauer-Installation in Buchenhofen.

Wuppertal. "Dorthin zu sehen, wohin der Rest der Welt nicht so gerne guckt" - das bezeichnet Ulrika Eller-Rüter als ihre Aufgabe als Künstlerin. Anlässlich des Projekts "Kunstfluss Wupper" sind seit Donnerstag ihre Objekte "angesichts..." und "Der Witterung ausgesetzt" als feste Installationen am Klärwerk Buchenhofen zu sehen. Im Kunstfluss-Katalog werden die Bilder als Nummern 29 und 30 geführt - irritierenderweise, handelt es sich doch um vier Werke der Wuppertaler Künstlerin an diesem auf den ersten Blick wenig kunstsinnigen Ort.

Das Ganzfigurenbild "angesichts..." zeigt einen Menschen, dessen Körper von Sonne, Wind und Regen geprägt zu sein scheint. Ebenso wie bei den drei kleineren Arbeiten "Der Witterung ausgesetzt", die verschiedene Lebensalter von Obdachlosen abbilden, ist das Motiv, was wie eine Radierung wirkt, mit Salzsäure in den Werkstoff aus Metall geätzt. Als "grenzüberschreitende Arbeit" beschreibt die Wuppertalerin diese Auseinandersetzung. "Eine hochgiftige Angelegenheit, bei der es ordentlich gezischt und geschmort hat."

Das Ergebnis sind Bilder, die auf den ersten Blick verwischte und doch genau abgebildete Gesichter und Silhouetten verschiedener Menschen zeigen. Wer sich Zeit zur intensiveren Auseinandersetzung nimmt, erkennt eine Parallelität zwischen der durch die Säure verletzte Metalloberfläche, und das durch die sozialen Umstände verletzte Leben der Porträtierten. "Meine Kunst ist keine sozialkritische Anklage, sondern ein Hinsehen. Gerade gesellschaftlich blinde Flecken interessieren mich." Das Klärwerk Buchenhofen jedenfalls ist jetzt kein blinder Fleck mehr - künstlerisch gesehen.

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