Kinder- und Jugendtheater Wuppertal Langsamer Kampf zurück in den Normalbetrieb

Der Arbeitstag von Lars Emrich ist seit einiger Zeit ziemlich voll. Das hat damit zu tun, dass die Coronakrise auch beim Kinder- und Jugendtheater Wuppertal alles durcheinander gewirbelt hat und damit, dass der künstlerische Leiter seit April auch die kaufmännischen Geschäfte des Hauses führt, nachdem Barbara Sydow nach Düsseldorf gegangen ist.

 Im März zankten sich „Zwei Monster“ zum ersten Mal auf der Bühne des Kinder- und Jugendtheaters.

Im März zankten sich „Zwei Monster“ zum ersten Mal auf der Bühne des Kinder- und Jugendtheaters.

Foto: Lars Emrich

Dem 50-jährigen Jubiläum der Einrichtung freilich ist das egal: Es steht für die nächste Spielzeit an. An konkrete Planungen ist der obigen Gründe wegen noch nicht zu denken, „aber“, so der 52-Jährige, „wir sind ja kreative Menschen, und feiern wollen wir so ein tolles Ereignis auf jeden Fall“.

Die Bühne war noch im letzten Sommer im Hauruckverfahren erneuert worden, was das Team glücklich machte, weil es neue Möglichkeiten gewonnen hat, dem Publikum aber gar nicht auffalle, lächelt Emrich. Weil die neue Bühne aber großen Einsatz finanzieller und arbeitstechnischer Natur erforderte und die Coronakrise die Einnahmen drückte, verschiebt das Theater den Gedanken an einen eigenen Vorhang – erstmal.

An den 50 Prozent selbst erwirtschafteten Etat-Anteil ist derzeit nicht zu denken, wenn auch die meisten bereits erworbenen Karten nur selten zurückgegeben wurden, die meisten Zuschauer ihre Reservierungen aufrechterhalten, „ihr Stück ja sehen wollen“. Zwar freut sich Emrich aktuell über eine großzügige Spende des Rotarierclubs Wuppertal, das Theater brauche aber weitere Zuwendungen. Die institutionelle Förderung durch Stadt und Land reiche nicht. Die vom Bund gewährte Coronasoforthilfe von 9000 Euro wurde geparkt, bis geklärt ist, wofür sie verwendet werden darf. Außerdem, so Emrich, wird geprüft, ob das Theater die vom Bund angekündigte Förderung „Neustart“ in Anspruch nehmen darf.

Die Premiere von „Zwei Monster“, nach dem Bilderbuch von David McKee ging Anfang März noch über die Bühne. Dann ging „von einem Tag auf den anderen“ nichts mehr. Zwei weitere Produktionen, acht von zehn Aufführungen wurden gecancelt. Dass die Pause drei Monate andauern würde, wurde dem Theaterteam erst allmählich bewusst. Es fuhr auf Sicht, spielte irgendwann verschiedene inhaltliche und finanzielle Szenarien durch, kämpfte und kämpft sich langsam zurück. Die sich immer wieder ändernden Coronaschutzverordnungen stets im Blick.

Seit Juni wird wieder gespielt - nach drei Monaten Pause

Seit Anfang Juni wird wieder gespielt. Als erstes fand ein Wochenende der Theaterschule mit vier Aufführungen und jeweils maximal 55 Zuschauern statt. Ein gelungener Testlauf mit einem erhebenden Moment für Emrich, als er wieder Publikum im Zuschauerraum begrüßen durfte. Außerdem wurde das Stück „Zwei Monster“ wieder gezeigt. Vor 60 Zuschauern pro Aufführung. Die Sommerferien werden mit einem ungewöhnlich großen Angebot der Theaterschule gefüllt, bevor im September die neue Spielzeit beginnt.

Die holt die verschobene Produktion des Theaterclubs Lampenfieber „Jugend ohne Gott“ von Ödön von Horváth nach und Emrichs Stück über Cybermobbing im Smartphone-Zeitalter, „Das Internet findet dich überall“. Zu Weihnachten gibt es Michael Endes „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“. Und den Beitrag zum Engels-Jubiläumsjahr, ein Stück, das, so Autor Emrich, zum Nachdenken über die Jugendzeit des Revolutionärs anregen soll, wandert ins Frühjahr 2021. Um nicht im Herbst unterzugehen, wenn all die anderen Angebote nachgeholt werden. „Derzeit, gibt es einen ersten Entwurf. Das Stück soll aber mit seinen sechs Schauspielern in den Proben entwickelt werden“, benennt Emrich den Stand.

250 Plätze hat der Zuschauerraum des Theaters im Berufskolleg an der Bundesallee, jede zweite Reihe wurde rausgenommen, „damit die Zuschauer ein gutes und sicheres Gefühl haben, auch wenn die Abstandsgebote nicht mehr gelten“. Emrich will sie nach den Sommerferien weiter prüfen, die Auslastung gen 100 erhöhen, „um im Herbst langsam zur normalen Belegung zu gelangen“. Außerdem müssen die Besucher vorher angeben, mit welcher Gruppe sie kommen, so dass das Theater feste Plätze zuweisen und Rückverfolgbarkeit herstellen kann.

Ein großes Fragezeichen steht derzeit noch hinter den Angeboten für Kindergärten und Schulklassen, die wie die Kartengeschenke, die Unternehmen ihren Mitarbeitern zu Weihnachten machen, wichtige Einnahmequellen des Theaters sind.

Einnahmen, die vielleicht auch einen eigenen Theatervorhang ermöglichen könnten.

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Ralf Silberkuhl filmt und fotografiert seit vielen Jahren - aktuell ist er in Sachen Friedrich Engels unterwegs Handwerker und Künstler zugleich