Chorkonzert: Schrille Töne und himmlische Klänge

Charles Olivieri-Munroe dirigierte in der Stadthalle.

Wuppertal. Gar nicht todtraurig ging es zu beim ersten Chorkonzert von Volksbühnen-Chor, Sinfonieorchester und Solisten am Totensonntag. Die selten komplett zu hörende Bach-Kantate "Wachet auf, ruft uns die Stimme" (BWV140) erzählt im Gleichnis, wie die irdische Liebe das Abbild der Liebe zu Jesus, dem "Bräutigam der Seele" sein kann. Der Anfangschor lebt von mystischer Unruhe und drängendem Rhythmus. Dirigent Charles Olivieri-Munroe bemüht sich redlich, dies herauszuarbeiten.

Der Konzertchor der Volksbühne aber schleppt die Tempi und hat trotz quantitativ ausreichender Besetzung wenig Klangvolles zu bieten. So versinken die abgerissenen Motive der Stimmen unter dem Sopran-Choral. Das erregte Durcheinanderrufen bleibt undeutliches Grummeln. Die einfache musikalische Weise des Schlusschorals, das bekannte Weihnachtslied, liegt den Laiensängern deutlich besser. Die Solisten der Oper, Elena Fink (Sopran), Stephan Boving (Tenor) und Thomas Laske (Bass), füllen ihre Rollen mit treffsicheren Stimmen und in deutlicher Artikulation. In der Arie "Wenn kömmst du, mein Heil?" von Sopran und Bass mit Begleitung von Basso Continuo und umspielender Sologeige, harmonieren die Stimmen vorzüglich.

Georg Friedrich Händels "Cäcilien-Ode" (HWV 76) ist ein Lobpreis an die Patronin der Musik, die den Sieg der Harmonie über das Weltenchaos feiert. Mit der festlichen Ouvertüre eröffnet das Sinfonieorchester. Es überzeugt mit barockem Gestus: mit schlankem, fast vibratofreiem Streicherklang und wiegendem Zwiegespräch mit der Oboe.

Überhaupt setzt Händel viele Instrumente solistisch in Szene: Die "himmlischen Klänge" etwa sind eine innige Cello-Weise zur Sopran-Arie. "Schrille Töne des Zorns" obliegen der schmetternden Trompete in der Tenor-Arie, die Boving mit sauberen Koloraturen krönt. In dieser opernhaften Kriegs-Szene dürfte der Chor zu Marsch und Trommelwirbel kräftige dynamische Steigerungen liefern.

Sehr getragen lobt der Sopran die Klänge der "heiligen Orgel", vom Dirigat zu subtilem Ausdruck verleitet. Das Werden und Vergehen beschreibt der Schluss-Satz von Chor und Sopran im Wechsel, dessen Kontraste noch ausdrucksvoller und deutlicher ausgestaltet sein könnten.

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