Chorkonzert in der Stadthalle: Effektvoll, aufwändig und mitreißend

Sänger und Sinfoniker feiern Hector Berlioz.

Zwei Jahre, bevor Hector Berlioz 1826 sein Kompositionsstudium aufnahm, hatte er ein Werk geschrieben, das lange als unwiederbringlich verloren galt und erst 1992 zufällig gefunden wurde: die "Messe solennelle".

Die einstündige Aufführung war zentraler Programmpunkt des städtischen Chorkonzerts, mit dem das Sinfonieorchester Wuppertal und der Chor der Konzertgesellschaft (Einstudierung: Marieddy Rossetto) unter der Leitung von Generalmusikdirektor Toshiyuki Kamioka in der Stadthalle begeisterten.

Die 14-teilige Messe ist effektvoll, ab und an von mitreißender Energie und für Kirchenmusik sehr aufwändig instrumentiert. Die Sinfoniker und Kamioka, der auswendig dirigierte, verstanden es blendend, große musikalische Bögen zu ziehen, Spannungen aufzubauen, die Musik "atmen" zu lassen. Auch die Choristen zeigten sich bestens disponiert, sangen mit großer Beweglichkeit und präsentierten sich als homogener Klangkörper mit großer Strahlkraft. Selbst die vertracktesten Passagen meisterten sie - abgesehen von kleinen Wacklern - erstaunlich sicher.

Betörend gestaltete Tenor Stephan Boving "Agnus Dei". Sopranistin Elena Fink und Andreas Macco (Bass) achteten dagegen mehr auf ein kräftiges Durchsetzungsvermögen als auf ein dramatisches Ausloten ihrer Arien.

Ludwig van Beethovens 2. Klavierkonzert kam im Vergleich dazu nicht so packend von der Bühne. Das lag weniger an Kamioka und dem Orchester, das - ganz im Sinn des Beethovenschen Frühstils - nuanciert, durchsichtig und mit exzellenten Phrasierungen musizierte. Den musikalischen Fluss hemmte vielmehr der bei lauten Stellen zu harte und trockene Anschlag der Pianistin Catherine Vickers.

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