Bühnen: Schauspieler protestieren bei der Premiere

In Kultur und Politik formiert sich Widerstand. Die Forderung: Die Vielfalt soll erhalten bleiben.

Wuppertal. Die Realität ist tragisch, die Kunst komisch — so könnte man die aktuelle Lage an den Wuppertaler Bühnen zusammenfassen. Wenige Stunden, nachdem die Stadtspitze mit Blick auf anstehende Etatkürzungen erklärt hatte, dass ab der kommenden Saison höchstens zehn feste Ensemblemitglieder engagiert werden können, wurde das Komödien-Team um Schauspiel-Chef Christian von Treskow im Opernhaus gefeiert.

Für die Schauspiel- und Regieleistung ernteten die Akteure nach der Premiere der „Trilogie der Sommerfrische“ viel Applaus. Stehende Ovationen und Bravo-Rufe gab es am Donnerstagabend allerdings erst, als Schauspielerin Julia Wolff am Ende — stellvertretend für die Bühnenmitarbeiter — einen offenen Protestbrief vorlas.

„Die kulturelle Vielfalt und der Reichtum dieser Stadt müssen erhalten bleiben“, forderte Wolff nicht zuletzt mit Blick auf neue, junge Kollegen, „die heute Abend ihren Einstand feiern, denen aber schon jetzt der Verlust ihres Arbeitsplatzes droht“. Als Wolff erklärte, dass es in der Saison 2013/2014 nur noch vier Schauspiel-Stücke geben solle, erklangen Buh-Rufe im bestens besetzten Saal.

Der Widerstand wächst nicht nur im Kreis aktiver Künstler und Kulturförderer. „Die Stadtspitze will die Wuppertaler Theaterlandschaft auf ein unbedeutendes Maß reduzieren“, kritisiert etwa Martin Müller (Grüne).

„Mit dem Spardiktat wird das vielfältige Kulturangebot in einer Dimension beschnitten, die von völliger Hilflosigkeit der Verantwortlichen zeugt“, ergänzt Parteikollegin Nadja Shafik, die stellvertretendes Mitglied im Kulturausschuss und eine der Erstunterzeichnerinnen des Protestbriefes „Retten wir das Wuppertaler Schauspiel“ ist. „Der Beweis einer verfehlten Kulturpolitik ist auch der Umgang mit den jetzigen Intendanten“, sagt sie. Wie berichtet, laufen die Verträge von Christian von Treskow (Schauspiel) und Johannes Weigand (Oper) 2014 aus.

Weigands Nachfolger steht bereits fest: Wie Oberbürgermeister Jung erklärt, soll Toshiyuki Kamioka bis 2021 sowohl Oper als auch Sinfonieorchester leiten.

Währenddessen unterschreiben immer mehr Kulturkämpfer den Protestbrief, der eine klare Aussage hat: „Alarmiert durch die beabsichtigten Entlassungen der Schauspieler und Techniker rufen wir erneut zum Widerstand auf.“ Nähere Infos gibt es per Mail ([email protected]).

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