Arne Ulbricht Buchvorstellung: Ein Lehrer läuft Amok

Arne Ulbricht hat seinen ersten Romas veröffentlicht. Darin machen Schüler ihrem Lehrer das Leben zur Hölle. Der nächste Roman ist bereits in Arbeit.

Arne Ulbricht: Buchvorstellung: Ein Lehrer läuft Amok
Foto: Daniel Schmitt

Wuppertal. In Düsseldorf wurde jetzt eine Schülerin verurteilt, die einen Lehrer im Internet beleidigt hat. Heinz Gödel würde sich nie trauen, so etwas anzuzeigen. Dabei weiß er, dass von ihm eine Menge verhöhnender Bilder im Internet landen. Denn in der Klasse 9a sitzen ein paar Jugendliche, die ihm das Leben schwer machen. So schwer, dass Heinz Gödel schließlich Amok läuft. Wie es dazu kommt, beschreibt Arne Ulbricht in seinem Roman „Nicht von dieser Welt“.

Der Wuppertaler Arne Ulbricht wurde bekannt, weil er als Lehrer nicht verbeamtet werden wollte. Auch zu anderen Schulthemen hat er Artikel veröffentlicht - über Handys in der Schule, die Schädlichkeit von Noten, über seine Leidenschaft für Literatur, das Lesen und das Vorlesen.

Diese Themen kommen jetzt auch in seinem ersten Roman vor. Denn Lehrer Gödel ist wie Arne Ulbricht ein leidenschaftlicher Leser. Und bekommt wie dieser erst nach Jahren eine Stelle im Schuldienst. Aber anders als der Autor findet er keinen Draht zu seinen Schülern. Besonders die in der 9a nehmen ihn nicht ernst, erpressen und terrorisieren ihn. Das Unterrichten wird zur Hölle für ihn.

Die Kollegen sind ihm keine Hilfe, sondern auch dort gibt es Angriffe, gegen die ihn keiner schützt. Sein Privatleben ist kein Ausgleich: Eltern und Geschwister wenden sich von ihm ab, seine viel zu junge Freundin verlässt ihn. Sein einziger Freund ist sein Hund Franz.

Aus dem Dilemma, endlich in seinen Traumberuf zu arbeiten, aber gleichzeitig darin zu scheitern, findet Heinz Gödel nicht heraus. Er wählt einen furchtbaren Ausweg, den Arne Ulbricht minutiös vorbereitet und drastisch schildert. Und der anders als erwartet verläuft und damit umso sinnloser ist.

Der Leser folgt gespannt der düsteren Entwicklung, leidet mit dem Ich-Erzähler. Der kaum Freunde hat, obwohl er ein netter Kerl ist. Der ein bisschen anders, altmodischer, ist. Dass er sich den modernen Medien verweigert, weder Internet noch Handy hat, ist nur ein Nebenaspekt. Arne Ulbricht beschreibt anschaulich die Dynamik von Ausgrenzung und Machtspielen, bei denen es Anführer, Mitläufer und Opfer gibt. Den Mitläufern, die nichts verhindern, macht er große Vorwürfe. Eine pessimistische Gesellschaftskritik. Ein Gedankenexperiment war der Anstoß zu der Geschichte, erklärt Arne Ulbricht. Als er widerwillig mit dem Unterrichten begann — er wollte nie Lehrer werden, sondern Schriftsteller — machte ihm der Umgang mit den Schülern unerwartet viel Spaß. „Ich habe damals überlegt, wie es wohl jemandem geht, bei dem es umgekehrt ist, der gern Lehrer sein will, aber mit den Schülern nicht klarkommt“, berichtet der Autor.

Er lässt sein fiktives Zerrbild scheitern, er selbst findet seinen Beruf längst toll — trotz der Kritik, die er an den Rahmenbedingungen hat. Aber das Schreiben lässt er auch nicht. Der nächste Roman ist bereits in Arbeit. Das Thema ist ein ganz anderes: das Leben des französischen Schriftstellers Guy de Maupassant.

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