Bonnard: Vorfreude auf den „Magier der Farbe“

Nach Claude Monet feiert Wuppertal den nächsten Franzosen: Seit zwei Jahren wird die Bonnard-Schau vorbereitet.

Wuppertal. "Wir haben Top-Stücke aus allen Schaffensphasen. Das wird eine tolle Ausstellung." Gerhard Finckh reibt sich schon jetzt die Hände. Es ist noch nicht einmal ein Jahr her, da hat der Chef des Von der Heydt-Museums eine Schau der Superlative eröffnet: die große Monet-Ausstellung.

Nun folgt der nächste Streich, und eines steht bereits fest: Die Bonnard-Ausstellung wird noch größer als das Monet-Fest - zumindest, was die Zahl der Exponate angeht. Als Wuppertal Claude Monet hochleben ließ, waren 100 Blickfänge zu bewundern, bei Pierre Bonnard werden es 90 Gemälde und 120 Arbeiten auf Papier sein. Das Plus an Exponaten bedeutet auch eine Vielzahl an Leihgebern - 80 sind es diesmal. Die meisten Kunstwerke werden aus Frankreich, der Schweiz, Deutschland, Großbritannien, Belgien und Ungarn anreisen.

"Die Verhandlungen waren noch komplizierter als bei der Monet-Ausstellung", sagt Finckh. Viel Zeit zum Seufzen hat er aber nicht, denn der "Magier der Farbe" will beworben werden. Schließlich geht der Direktor davon aus, dass die Bonnard-Schau trotz der Top-Stücke kein Selbstläufer werden dürfte - im Gegensatz zu Monet, dessen Name von vorneherein so populär war, dass er die Massen magisch anzog.

"Bonnard ist in Deutschland wenig bekannt", weiß Finckh, "aber er zählt zu den Spitzenkünstlern der Welt." Genau das will er nun unterstreichen. Seit zwei Jahren bereitet der Kunstexperte die Ausstellung vor, die den Franzosen in vielen Facetten zeigt - auf seinem Weg vom talentierten Anfänger, der mit dem Impressionismus groß geworden ist und sich als Mitglied der Künstlergruppe "Nabis" hervorgetan hat, bis zum Individualisten, der sich nur schwer einordnen lässt.

1984 wurde Bonnard in Frankfurt am Main, 1993 in Düsseldorf und 2009 in New York gefeiert. Nun setzt Wuppertal die Reihe der großen Ausstellungen fort. "Es sind viele Überraschungen dabei", wie Finckh ankündigt. Japanische Farbholzschnitte etwa. Denn die Ausstellung zeigt nicht nur die farbsprühenden Bilder, die seine Fans lieben, sondern vor allem auch, was den reisefreudigen Künstler selbst begeisterte: Japan und die Fotografie, aber auch Tischkanten und Sockel, die oft im Bildvordergrund stehen, den Blick auf sich lenken und mit den gängigen Gesetzen der Perspektive brechen.

"Dadurch tragen die Bilder Geheimnisse in sich", erklärt Finckh. "Das ist faszinierend." Und passt zum Charakter: "Bonnard war ein eigensinniger Kopf und hat sich keinen Moden unterworfen." Ein Künstler mit Ecken und Kanten also. Und genau das sagt Finckh dann auch geradeheraus: "Bonnard malte gerne um die Ecke, Monet hingegen hat gerade gemalt."

Beide hätten sich gegenseitig besucht und geschätzt. Künstlerisch habe es aber Unterschiede gegeben: "Obwohl Bonnard mit Monet und anderen Impressionisten befreundet war, wandte er sich schon früh anderen Idealen zu", betont der Museumsleiter. Raffiniert, elegant und dennoch leicht habe Bonnards "neue, leuchtende Malerei" schon damals gewirkt.

Heute scheint sie erst recht ein Anlass zum Schwärmen zu sein. Finckh zumindest sieht es so: "Bonnard hat die Perspektive verändert. Seine Gemälde haben viele Blick-Punkte. Das Auge wandert eher unruhig durch das Bild." Gleichzeitig "scheinen die Farben zu explodieren. Bonnard schafft eine zauberhafte, fast paradiesische Stimmung."

Von dieser explosiven Mischung können sich Museumsbesucher ab dem 14. September ein eigenes Bild machen.

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