Biedermeier-Schätze im Schatten von Monet

Die Biedermeier-Schau im Von der Heydt-Museum zeigt interessante Aspekte der Stadtgeschichte und ist doch schlecht besucht.

Wuppertal. Die lange Schlange vor der Tür gilt den Gemälden von Claude Monet. Doch im Von der Heydt-Museum gibt es nicht nur die berühmten Seerosen und andere Bilder des Impressionisten zu sehen. Denn das Haus bietet derzeit noch eine weitere Sonderausstellung. "Von Tugend und Glück. Die private Welt der Bürger 1815 bis 1830" heißt die Schau, die insbesondere auch interessante Aspekte der Stadtgeschichte beleuchtet.

Denn im Tal der Wupper, in Barmen und Elberfeld, lebten zur Zeit des Biedermeiers wohlhabende und kunstsinnige Vertreter des Wirtschaftsbürgertums. Sie verpflichteten die besten Künstler ihrer Zeit. So sind von dieser Gegend wichtige Impulse ausgegangen, die Bürger im Wuppertal nahmen eine Vorreiter-Funktion ein. "Das wollen wir mit der Ausstellung zeigen. Es ist durchaus etwas, worauf die Wuppertaler stolz sein können", sagt Mitkuratorin Antonia Dinnebier.

Ein wichtiger Vertreter dieser kunstsinnigen Bürger war der Elberfelder Geschäftsmann Peter de Weerth. Seine Familie war im Textilgewerbe zu Reichtum gekommen. Er erbte bereits in jungen Jahren und lebte als Rentier. Wie es damals für reiche Leute üblich war, ließ er sich, seine Gattin und seine Kinder malen. Die Ausstellung zeigt großformatige Einzelporträts des Ehepaares, die Heinrich Christoph Kolbe 1825 anfertigte. "Die beiden Gemälde gehören zu den allerbesten dieses bedeutenden Künstlers", sagt Dinnebier. Später lässt sich Peter de Weerth noch einmal porträtieren, diesmal von dem renommierten Maler Peter Schwingen. Auch ein Bild von seiner Gattin gibt de Weerth bei ihm in Auftrag, obwohl diese bereits verstorben ist. Beide Werke sind derzeit am Turmhof zu sehen.

Der reiche Geschäftsmann ließ sich zudem außerhalb der damaligen Stadt Elberfeld einen Garten anlegen. Die sogenannte "Lustanlage am Brill" besteht heute noch, heißt nun aber Deweerth’scher Garten. Noch zahlreiche weitere aufschlussreiche Bezüge zur Stadtgeschichte lassen sich in der Ausstellung entdecken.

Doch diese ist derzeit eher spärlich besucht. Sie leidet offenbar unter dem Ansturm auf Monet. Ein Problem ist: Wer ausschließlich zu den Biedermeier-Werken will, hat Schwierigkeiten, an der Schlange der Monet-Besucher vorbeizukommen. "Daran arbeiten wir, dafür werden wir kurzfristig eine bessere Lösung finden", verspricht Dinnebier. Und sie weist daraufhin, dass mit dem Ticket für die Monet-Ausstellung auch der Besuch der Biedermeier-Schau möglich ist.

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