Biblischer Erfolg und moderner Tanz: Wuppertal feiert Ungarn
Renommierte Künstler machen im Mai und Juni Station in Wuppertal.
Wuppertal. Ungarn: Da denken viele sofort an pikanten Gulaschgenuss, feurige Paprikschoten und deftige Salamibrote - Klischees, die so manchem Künstler aus Osteuropa schwer im Magen liegen und deshalb mit Musik, Tanz und Literatur ins Reich der Kurzsichtigen verbannt werden sollen.
Wer Weitblick beweisen will, kann sein Ungarn-Bild aus verschiedenen Perspektiven erweitern: Dass das Land an der Donau weit mehr zu bieten hat als Aprikosenschnaps und Bauerntänze, zeigt sich ab Montag. Das Festival "Scene Ungarn in NRW", das in Dortmund eröffnet wird, serviert 187 kulturelle Häppchen in 14 Städten - eine geballte Portion Osteuropa bekommt auch Wuppertal ab.
"Die Bibel" macht den Anfang: Péter Nádas stellt sein Buch am Montag, 3. Mai, in deutscher Sprache vor. Der Budapester liest um 20.30 Uhr im Café Ada an der Wiesenstraße 6. Als der Erstling des damals 23-Jährigen 1965 in Ungarn auf den Markt kam, sorgte schon der Titel für Furore. Das Thema erschien nicht weniger skandalös: Es geht um eine Kindheit in der stalinistischen Ära, in einem privilegierten Stadtteil von Budapest. Die Eltern, hohe Funktionäre, haben wenig Zeit für ihren Sohn, der seine sadistischen Neigungen am neuen Dienstmädchen ausprobiert. Der Konflikt entzündet sich beim Zerreißen der Bibel.
Wenn Nádas nun in Elberfeld liest, dürfte sich zeigen, dass seine fein gesponnene Variante des alten Themas von Herr und Knecht zu Recht von vielen Seiten gefeiert wurde - am 3. Mai soll das Publikum in Wuppertal mitjubeln.
Neben Nádas, der längst zu den bedeutendsten ungarischen Schriftstellern zählt, kommt auch ein führender Jazz-Meister ins Tal: Tony Lakatos steht für energiegeladene Klänge. Sein Quintett spielt am Samstag, 15. Mai, um 20Uhr im Schauspielhaus (Karten können unter Telefon 5694444 bestellt werden).