Ausstellung: Einen anderer Blick auf den Ersten Weltkrieg

Die traditionsreiche Bergische Kunstgenossenschaft zeigt alte und neue Werke zu Kriegsschauplätzen.

Ausstellung: Einen anderer Blick auf den Ersten Weltkrieg
Foto: Mathias Kehren

Wuppertal. „So viele konzentrieren sich beim Ersten Weltkrieg auf die Schlachtfelder von Verdun. Wir haben andere Kriegsschauplätze, die nicht weniger schrecklich waren“, sagt Harald Nowoczin, erster Vorsitzender der Bergischen Kunstgenossenschaft (BKG), über die Ausstellung „1914.memento“, die am Sonntag im Kolkmannhaus eröffnet.

Schützengräben im belgischen Ypern hat Christian Stüben fotografiert — einmal in der als Denkmal konservierten Wellblech-Variante, zum anderen als trügerische Idylle, denn nach hundert Jahren hat die Landschaft die Granat-Trichter gnädig bedeckt. In Wuppertal hat er für Fotografien Männer und Frauen in historischen Uniformen aus dem Bühnen-Fundus aufgenommen. Weil ihm die ironische Brechung wichtig ist, hat er gut darauf geachtet, dass immer auch Anachronismen im Bild erscheinen: Feuerlöscher, ein Papierkorb, moderne Autos, spielende Kinder.

Erstklassige photographische Montagen und Radierungen hat der Wuppertaler Johannes Birkhölzer nach Reisen zu den jahrelang umkämpften Bunkern in den Dolomiten und Vogesen erarbeitet. Seine Frau Hilde Dehnert-Birkhölzer hat diese Reisen unter anderem in eindrucksvolle Hochformate umgesetzt: Schemenhaft sind Gesichter, Totenschädel, verzweifelt gereckte Hände zu erkennen — nicht nur eine Anspielung auf Gasangriffe, sondern das Kriegserleben generell.

In einer Reihe düsterer Collagen beschäftigt sich Jochen Roedszus mit der florierenden Wirtschaft hinter dem Krieg und der zunächst weit verbreiteten Fortschrittsgläubigkeit.

Seit 109 Jahren besteht die BKG bereits — „wohl die älteste Künstlergenossenschaft des Landes“, sagt Harald Novoczin. Diese lange Tradition spiegelt auch die Ausstellung wieder: Vollrath Hoeck, der in den 30er Jahren BKG-Vorsitzender war, durchlitt den Ersten Weltkrieg vier Jahre lang als Soldat und zwei Jahre als Gefangener in Frankreich. Von ihm sind erstaunliche viele Werke aus der Gefangenschaft auf der Zitadelle Sisteron erhalten: feine, ruhige Zeichnungen.

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