Aus hehren Motiven ins Radikale abdriften
Jens Kalkhorst inszeniert im Taltontheater Friedrich Schillers Drama „Die Räuber“.
Wuppertal. „Das ist eines der dunkelsten und pessimistischsten Stücke, die ich seit langer Zeit bearbeitet habe“, sagt Theaterleiter Jens Kalkhorst über „Die Räuber“. Schillers Drama über zwei rivalisierende Grafenbrüder ist der Klassiker der diesjährigen Spielzeit im Taltontheater.
Herr Kalkhorst, was hat Sie in diesen Zeiten an den „Räubern“ gereizt?
Jens Kalkhorst: Ich überlege mir den Klassiker immer etwa ein Jahr im Voraus — und im Winter 2015/16 ging es unter anderem um die Terror-Anschläge und den NSU-Prozess.
Wie finden sich die bei Schiller wieder?
Kalkhorst: Von der Geschichte her ist das sehr aktuell, denn es geht um eine doppelte Jugendbewegung, die aus zunächst hehren Motiven in die Radikalität abdriftet. Der eifersüchtige Franz trägt zwar diktatorische Züge und will ans Erbe, aber auch eine neue Weltenordnung. Der freiheitsliebende Karl will ein linksradikaler Robin Hood sein, wird aber ein brutaler Räuber. All das kann man in Grundzügen nachvollziehen, muss aber scheitern.
Warum das?
Kalkhorst: Wenn du versuchst, diese Gesellschaft über Zerstörung zu verbessern, wirst du außer Zerstörung nichts erreichen.
Lassen Sie Ihre Räuber in der Jetztzeit auflaufen?
Kalkhorst: Das mag ich generell nicht. Ich möchte die Figuren auch nicht mit Burka und Smartphone herumlaufen lassen. Lieber schaffe ich einen historischen Abstand, um die Allgemeingültigkeit zu zeigen. Die Kostüme verweisen in etwa auf die 1950er Jahre.