Wuppertaler Meisterwerke Auf der Suche nach der Poesie des Lebens

Die Bilder von Max Liebermann wie die „Holländische Nähschule“ wurden von Zeitgenossen als sozialkritisch angesehen.

Wuppertaler Meisterwerke: Auf der Suche nach der Poesie des Lebens
Foto: Von der Heydt-Museum

Wuppertal. Der Berliner Maler Max Liebermann (1847-1935) zählt zu den bedeutendsten Vertretern des Impressionismus. Anfangs stand Max Liebermanns Malerei unter dem Einfluss der Schule von Barbizon, die als Wegbereiter des Impressionismus gilt. Die Künstler der Gruppe hielten sich im französischen Dorf Barbizon auf und fingen an, entgegen der üblichen Ateliermalerei, unter freiem Himmel zu malen.

Das 1876 auf Holz gemalte Ölbild „Holländische Nähschule“ zeigt die Nähklasse eines Waisenhauses. Die dargestellten Mädchen sitzen aufgereiht in ihren Schulbänken. Ihre Köpfe sind gesenkt, emsig sitzen sie über die Näharbeit auf dem grünen Steckkissen gebeugt. Sie tragen schwarze Kutten und weiße Hauben, die Tracht des katholischen Waisenhauses, und sind ganz konzentriert und versunken in ihre Aufgabe. Auf der rechten Seite des Raumes befinden sich drei hohe Fenster, durch die warmes Tageslicht hereinfällt.

Dazwischen hängt ein (altes holländisches) Landschaftsbild. Sowohl die Lampe als auch das Landschaftbild und die Blumen fügte Liebermann später der Szene hinzu. Sie mildern die architektonische Strenge des Raums.

Die straff gegliederte Komposition betont den Aspekt der gemeinschaftlichen Tätigkeit, hinter der individuelle Äußerungen zurücktreten. Von seinen Zeitgenossen wurden Liebermanns Bilder aufgrund ihrer Darstellungsweise von Bauern und Webern durchaus als sozialkritisch angesehen. Liebermann, der auf der Suche nach der „einfachen Poesie des Lebens“ war, fand diese während mehrerer Aufenthalte in Holland. Ihn faszinierten die Naturverbundenheit und der Gemeinschaftssinn der Menschen, die man im Gegensatz zur pulsierenden Großstadt Paris dort noch spüren konnte.

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