Auf dem richtigen Weg

Darf man im Zoo tanzen? Eine Frage, die gestellt werden muss. Rein künstlerisch gesehen haben die 13 Tänzer, die das Elefantenhaus zu ihrer Bühne erklärten, eine eindeutige Antwort gegeben: Das Rüsseltier-Revier bot eine einzigartige Kulisse.

Doch während die menschlichen Akteure am Ende viel Applaus erhielten, darf man das Wichtigste nicht vergessen: die Tiere, die das Gastspiel dulden mussten. Man muss den Experten aus dem Zoo vertrauen, wenn sie betonen, dass die Elefanten behutsam an das Projekt herangeführt worden seien und die Zusammenarbeit mit den Tänzern als eine Art Training — als Abwechslung im Alltag — betrachtet werden könne.

Kunst hin oder her: Kurz vor der Premiere haben die Verantwortlichen ein klares Zeichen gesetzt. Sie haben die Notbremse gezogen, im Interesse der Tiere gehandelt und damit Verantwortung gezeigt. Den Vorwurf, es ginge um bloße Effekthascherei, kann man also gar nicht erst formulieren. Künstlerisch betrachtet hat sich das Projekt gelohnt. Wer zuletzt zu Recht die Frage nach der Zukunft des Tanztheaters gestellt und gefordert hatte, dass es vier Jahre nach dem Tod von Star-Choreographin Pina Bausch an der Zeit sei, dass das Ensemble nicht mehr allein das Repertoire pflegt, sondern Neues wagt, durfte mit Freude erkennen, dass nun genau das gelungen ist.

Der Szenenreigen, der von Improvisation geprägt war, kann zwar nicht als das erste wirkliche Stück ohne Pina Bausch bezeichnet werden, ist aber dennoch ein wichtiges Signal, das in die richtige Richtung führt.

Das Ensemble sucht neue Wege und bleibt dabei doch der Ästhetik von Pina Bausch treu, die das Wuppertaler Tanztheater nach wie vor einzigartig macht. Auch wenn das Experiment am Ende nicht ganz so ablief wie geplant: Die Tänzer haben viel gewagt — und viel gewonnen.

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