Ausstellung : Null- und Anfangspunkt für neue Graffiti-Ideen
In der Galerie Droste stellt das Künstlerkollektiv Moses & Taps aus. „Interrail“ zeigt bis zum 18. Januar aktuelle Arbeiten.
Sie sind ein wichtiger Teil der deutschen und internationalen Urban Art-Szene, haben einen eigenen, avantgardistischen Stil und ein Konzept, das die Verhaltensmuster und Kodizes der Graffiti-Bewegung selbst in Frage stellt. Dennoch sind die Personen des Künstlerkollektivs Moses & Taps unbekannt. Weil sie nach wie vor im öffentlichen Raum, vornehmlich auf Bahnzügen, illegal arbeiten. In der Galerie Droste stellen sie derzeit aktuelle Arbeiten aus. Titel ihrer zweiten Visite an der Katernberger Straße: „Interrail“.
Die Bahn stand am Anfang der Aktivitäten der anfänglich zwei Personen, die in den 90er Jahren begannen, Züge zu besprühen, sich 2007 unter dem Pseudonym Moses & Taps zusammentaten. Die Bahn darf auch in der aktuellen Ausstellung nicht fehlen. Sie ist zum Beispiel Thema eines auf 150 Stück limitierten Sonderdrucks. Ein knapp 30 mal 42 Zentimeter großes Interrail-Ticket, Symbol der in Europa reisenden Graffitisprayer. „Drei Monate haben wir daran gearbeitet, das Gültigkeitsdatum des Tickets ist natürlich endlos“, strahlt Katharina Galladé von der Wuppertaler Galerie.
Weitere direkte Bezüge zur Bahn finden sich in dem 1,60 mal 2,60 Meter großen Bild Flickwerk XIII, das aus mehreren besprühten, teilweise verwitterten Waggonplanen-Stücken zusammengesetzt ist. Das DB-Logo und ein Fracht-Schein hinter aufgebrachtem Gitter verleihen zusätzliche Authentizität.
Abfalleimer mit
drapierter Bild-Zeitung
Echt ist auch das besprühte Zugfenster samt Abfalleimer und darin drapierter Bild-Zeitung, die im März 2013 über eine Sprühaktion von Moses & Taps berichtete. In der Galerie wird es von hinten angeleuchtet wie zwei weitere Arbeiten aus der Serie Scratchiti. Der Begriff steht für das Entfernen der Graffiti von Zugfenstern, das früher mit Spachteln geschah, so Galladé. Und eher zum Verschmieren führte, eine Endlosschleife des Wiederbesprühens und Wiederentfernens, der gegenseitigen Auslöschungsbemühungen auslöste. Dabei eine eigene Ästhetik entwickelte.
Am Anfang der Images of Graffiti stand der Gedanke, nicht nur die Pseudonyme zu tauschen, sondern diese zu abstrahieren und so unkenntlich zu machen. Moses & Taps spielten von Anfang an mit den Graffiti-Regeln, die den Namenszug zum Inhalt und Markenzeichen erklären. Sie stellten Ego und Namen in den Hintergrund, entwickelten Formen und Linienführungen weiter. Ihre aktuellen Images haben den viereckigen Bilderrahmen verlassen. Auf den vielzackigen, ausschnittartigen Flächen sind verschiedene geometrische Formen präzise aufgesprüht, die teilweise durch schwarze Acryllinien voneinander getrennt sind. Meist tauchen irgendwo ihre Farben Blau und Gelb auf. Galladé: „Insider erkennen auch an der Handführung der schwungvollen Linien, dass sie es sind.“