Andreas Möckel: „Ich gehe mit einem weinenden Auge“

Der Schauspieler wechselt nach Bremerhaven. Nach acht Jahren verlässt er Wuppertal – nicht zuletzt wegen der Sparpläne.

Wuppertal. Ob seine Entscheidung, die Zelte in Wuppertal abzubrechen und in Bremerhaven neue aufzubauen, mit den drohenden Sparplänen zu tun hat? "Ja, natürlich." Andreas Möckel redet nicht lange drumherum. Der Schauspieler, der seit acht Jahren in Wuppertal Theater macht und nun nach Bremerhaven wechselt, sagt aber auch ganz klar: "Das war ein Grund, aber es gab noch andere."

Zum Beispiel die Nordseeküste. "Ich wollte immer ans Meer", erklärt der Leipziger, der lange in Chemnitz gelebt hat und bisher hauptsächlich die Ostsee kennt. Das soll sich jetzt ändern: "Ich freue mich sehr auf die Nordsee."

Wuppertal verlässt er dennoch mit Wehmut. "Ich gehe mit einem weinenden Auge. So spröde die Wuppertaler manchmal sind: Ich habe sie auch als sehr herzlich erlebt", stellt Möckel klar. "Ich habe hier eine schöne Zeit gehabt." Und das nicht erst, seit Christian von Treskow Schauspiel-Intendant wurde - aber nicht zuletzt auch deshalb. "Mir gefällt sehr, was momentan künstlerisch passiert", betont er. "Die neue Ästhetik, die jetzt Einzug gehalten hat, ist spannend."

Dass er sich trotzdem abwerben ließ, hat mit den angekündigten Zuschusskürzungen zu tun: "Ich habe nicht bewusst gesucht, aber ein Angebot aus Bremerhaven bekommen. Das hat sich mit der Spardiskussion überschnitten. Natürlich muss man sich dann umschauen und fragen: Wo habe ich eine Perspektive?"

Keine Frage ist, was Möckel von der aktuellen Diskussion hält: "Was da droht, ist unfassbar", sagt der 44-Jährige, der sich nicht nur Sorgen um seine ganz persönliche Zukunft - und um die seiner jungen Familie - macht. Er denkt auch an die Perspektive der Wuppertaler Bühnen: "Ich hoffe, dass es ein gutes Ende nimmt und die Stadt nicht noch mehr künstlerische Attraktivität und Vielfalt verliert."

Für Abwechslung im Spielplan hat nicht zuletzt Möckel gesorgt, der acht Jahre lang große Rollen spielte. Zwei davon gehören zu seinen absoluten Höhepunkten: Mephisto ("Urfaust") und Claudius ("Hamlet"). "Das sind natürlich Aufgaben, die man als Schauspieler gerne annimmt."

Wie ist er überhaupt zu dem ganzen Theater gekommen? "Meine Mutter hat viel gelesen und ist auch viel ins Theater gegangen." Auch der Sohn blieb deshalb nicht untätig auf seinen "vier Buchstaben" sitzen: "Ich lese gern, und von da bis zum Theater ist es nicht weit. Vor allem dann nicht, wenn man der Klassenclown war..."

Die Liebe zur Literatur ist geblieben. Zeitgenössische Belletristik steht besonders hoch im Kurs: Christoph Hein und Stefan Heym gehören zu seinen Lieblingsautoren. Nur eines liest Möckel nicht gerne: Theaterstücke. Ausgerechnet Bühnenstoffe? "Ja", sagt er und liefert prompt die Erklärung. "Sie sind fleischlos und nur ein Gerüst. Erst die Inszenierung füllt sie mit Leben." Verblüffend ist auch die Art, wie der Darsteller zuletzt Texte lernte: "beim Kinderwagen-Schieben" im Mirker Hain.

Denn die kleine Clara spielt derzeit die größte Rolle in Möckels Leben. Ein Glück für die Einjährige, dass ihr Vater Schauspieler ist. "Ich lese ihr gerne vor." Natürlich mit verteilten Rollen, die Möckel dann allesamt selbst übernimmt. Diese Rolle möchte er allerdings nicht übernehmen: "Den Weihnachtsmann werde ich nicht geben", sagt er und lacht. "Aber da hat sich zum Glück schon mein Schwiegervater angeboten..."

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