Restaurator : Andreas Iglhaut rettet Wuppertals Kunstwerke
Der Restaurator des Von der Heydt-Museums zeigt in der „Blockbuster - Museum“-Ausstellung den Besuchern Einblicke aus seinem Berufsalltag.
Die kauernde Figur war zu schwer und zu sperrig für den Fahrstuhl, sie musste über einen Kran in das obere Stockwerk gehievt werden. In luftiger Höhe geriet die wertvolle Lehmbruck-Skulptur „Der Gestürzte“ dann in Schräglage. „Das war nicht lustig“, erinnert sich Andreas Iglhaut an den Schreckensmoment in der Vorbereitung zur Ausstellung „Menschenschlachthaus“, die 2014 im Von der Heydt-Museum dem Ersten Weltkrieg in der französischen und deutschen Kunst nachspürte. Der Restaurator kümmerte sich um die Ankunft der „schwierigen“ Leihgabe - eine seiner vielen Aufgaben, die er seit nunmehr 27 Jahren für das Museum wahrnimmt.
Andreas Iglhaut wuchs in St. Blasien im Schwarzwald auf, wo eine der größten Kuppelkirchen der Welt samt Internat steht. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde 1977 durch einen Brand schwer beschädigt. Der 14-Jährige, handwerklich wie kreativ interessierte Schüler lernte so hautnah die Arbeit von Restauratoren kennen, die die barocken Fresken retteten. Durchs Elternhaus kam ein ausgeprägtes Kunstinteresse hinzu. Nach Abitur und Zivildienst zog es ihn nach München, wo der Bruder studierte und er über Kontakte in die Gemäldewerkstatt des Bayerischen Nationalmuseums kam. Dort arbeitete er in einem großen Restauratorenteam mit, besuchte Kurse und Vorträge. Spezialisierte sich auf die Restaurierung von Gemälden.
1991 bewarb er
sich in Wuppertal
Ende der 80er Jahre wechselte er zum Museum Wiesbaden, weil er dort im Rahmen eines Projekts Bilder zurückführte, die im Krieg nach Dresden ausgelagert worden waren. 1991 schließlich bewarb er sich nach Wuppertal, wo das Von der Heydt-Museum mit seiner Wiedereröffnung 1990 auch eine feste Restauratorenstelle einrichtete. Iglhaut: „Beide Museen, in Wiesbaden und Wuppertal, haben ähnliche Sammlungsschwerpunkte.“ Der Restaurator war in seiner Traumstelle angekommen.
Die hält ihn ganz schön auf Trab, was durchaus wörtlich verstanden werden kann, da er zwischen den verschiedenen Depots der zirka 3000 Gemälde, 30 0000 Grafiken und 500 Skulpturen starken Sammlung und seiner Werkstatt sowie den Ausstellungsräumen hin- und her eilt. Zu seinen Hauptaufgaben zählt der Leihverkehr, der von der Protokollierung (“der medizinischen Expertise“) bis zur Begleitung der verpackten „Ware“ in die weite Welt reicht.
Außerdem muss der Restaurator Exponate für Ausstellungen bereitstellen. Er muss sie aus dem Depot holen und ihren Zustand ermitteln. Zwar werden die Schätze des Museums klimafreundlich gelagert, aber die Materialien altern. Manche Kunstwerke wurden beschädigt wie „Die dicke Marie“ von Toulouse-Lautrec, der ein Unbekannter im Schambereich Kratzer zugefügt hat.